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Quellenhinweis zu: Die Blume von Kiefersfelden

Der Text des Liedes stammt vom Münchner Journalisten und späteren Stadt-Bibliothekar und Verfasser der Stadtchronik, Ulrich von Destouches (1802-1863). Neben seinen offiziellen Tätigkeiten war Destouches seinen Zeitgenossen v.a. durch seine volkstümlichen Theaterstücke und Erzählungen bekannt.
Der im Lied geschilderte Abschied des Prinzen Otto von seiner Familie und seiner Heimat fand am 7.12.1832 in Kiefersfelden statt. Knapp zwei Jahre später wurde an der Stelle des Abschieds eine neugotische Gedächtniskapelle, nach den Plänen des Münchner Architekten Daniel Ohlmüller, errichtet und 1836 eingeweiht. (WB/WK)

  1. "Mit schwerem Herzen scheide ich / Von dir, mein Vaterland! / Ich liebte dich so inniglich, / So heiß für dich entbrannt. / Leb' wohl! ich denke ewig dein / Im fernen Hellas dort, / Hier an der Gränze letztem Stein / Geb' ich mein Königswort."
  2. Und Otto sprach's und sah in's Land / Mit trüben Blick hinein, / Und wie er hier so einsam stand, / So ernst und so allein, / Da höret von den Wäldern Er / Der Jäger frohen Sang / Die Morgenlüfte tragen her / Der Hörner lauten Klang.
  3. Und leise Wehmuth zog in's Herz / Mit aller ihrer Pein, / Mit unnennbar herbem Schmerz / In seinen Busen ein. / Die heimathlichen Lieder all, / Sie stimmten ihn so weich, / "Ich höre ja zum letztenmal / So sprach er - jetzo euch!"
  4. Und aus dem treuen Auge schoß / Nun eine Thräne schnell, / Die nieder auf die Erde floß, / Der Wehmut heißer Quell' - / Der König schied - die Träne blieb / Auf heimathlicher Erd', / Zurück in Bayern, ihm so lieb, / So unaussprechlich werth.
  5. Und sieh! am stillen Eichenwald / Wohin die Thräne fiel, / Da wuchs und blühte alsobald / Ein Blümchen zart und still. - / Und wenn der Hörner Schall ertönt, / Es seine Kelche bricht, / Der Jäger, der es leit, er nennt / Es das Vergiß mein nicht.

Qu: Dichtung über den schweren Abschied von König Otto aus seiner bayerischen Heimat. Wenige Jahre später gedruckt in: "Ulrich von Destouches, Erzählungen und Gedichte" (Bd. 1, München 1839, S. 141-142). TA: Sprecher: Willi Grosser, Starnberg; VMA 10.9.2010.