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Text zu: "Is scho mehr a neus Liadl an Vorschein kemma" - Fensterlstreit

Vielstrophiger, textreicher Wechselgesang zweier Liebender am Kammerfenster, wo der Bursch die offensichtlich schon länger bestehende Beziehung beenden will. Sie fangen an, sich zu beschimpfen und zu beleidigen, werfen sich gegenseitig ihre Armut und seine Wirtshausschulden, ihre Liebesbereitschaft und sein Liebesbedürfnis vor. Das Dirndl versucht noch einmal einzulenken, aber der Bursch beschimpft sie weiter und zeigt ihr seine Verachtung. Bemerkenswert ist die immer wiederkehrende Floskel "Du tausendschöns Bual ...", daneben die sehr grobe Sprache, die in der letzten Strophe gipfelt.

  1. Is scho mehr a neus Liadl an Vorschein kemma, / wias zwoa Liabe jetzt gmacht ham beim Abschied nehma. / Da Bua geht as Fensta, wias sunst is da Brauch, / sagt: "Tausendschöns Deandl, geh, halt mi net auf! / I sag da was neus, is da recht oda net, / gib ma außa dei Handal, an Abschied damit."
  2. "Du tausendschöns Bual, was fallt denn dir ei, / daß du mi um an Abschied fragst, derf ja net sei. / Hast glabt, i wer trauan, oda ohaltn schö, / bild da's net ei, vowegn mir ko'st scho geh; / alls is jetzt teuer, i ha glei wieda Kauf, / geh hi, wo du her bist, i halt di net auf."
  3. "Deandl, daß alls sündteuer is, des woaß i scho, / und wer werd denn di kafn, koa Hund schaut di o! / Die Zettln sind wegg und die Sein ham koan Bstand, / und wann's Silbageld net war, aft kammst unta 's alt Gwand; / unta d'Huttn, unta d'Lumpn warst du die recht Waar, / und von dir gabs scho gwiß a schöns Flußpapier a."
  4. "Bua, wann von mir a Geld tat wern, das wurd da gfalln, / und aft kunnst deine Schuldn a amal zahln, / aba gehst eini ins Wirtshaus, schaust aufi auf d'Wand, / dort stehst du drobn, is des net a Schand? / Du bist scho viel z'kurz dro, du kunnst nimma zahln, / und wia werd denn a solcha Bua oan Deandl gfalln?"
  5. "Du tausendschöns Deandl, von Geld hast nix z'redn, / und du hast aft an Bettla koan Pfenning net z'gebn. / Du woaßt scho, wias gwen is, vor a sechs Jahr / bist ganga auf die Bauan as Krapfn zammtragn; / und jetzt bist so stolz und des Ding tuat ma load, / und dei ganz Vamögn is a Kittl und a Pfoad."
  6. "Du tausendschöns Bual, jetzt laß mir a Ruah, / i bin nimma dei Deandl und du nimma mei Bua, / wennst du zu mein Fensta kimmst, wird oan frei bang, / du greifst glei weit eina, ja bis das dalangst, / du hast lange Finga, is des net a Spott, / und du streckst deine Finga übas sechste Gebot."
  7. "Deandl, daß i weit einigreif, is dir a Ehr, / warum kimmst denn so gschwind ohne Kittel daher; / kimmt oana zum Fensta und klopft er net o, / hast nimma dawei, daß d' an Kittl legst o, / du schaust halt die ganze Nacht an Fenstal zua, / wann a Katz fürspringt, sagst: Geh eina, mei Bua."
  8. "Du tausendschöns Bual, des Ding is net schö, / stehst drei Stund scho vorm Fensta, sagst no nix vom Geh." / "Du sakara Deandl, auf des han i g'wart, / bis du mas dalabst, denn sischt gschach ma viel z'hart, / du honagisch Deandl, jetzt wer i ge geh, / für die Zeit, wost mi g'liabt hast, bedank i mi schö!"
  9. "Du tausendschöns Bual, geh do net so gschwind, / tua mi du net ofeindn, die Feindschaft war Sünd, / i nimm meine Redn zruck, zruck in mei Herz, / es is des koa Gspaß net, es is ma scho Ernst. / Geh eina ins Kammal, aft redn mas recht aus, / und i gib dir a Bussal, Bua, wann da net graust."
  10. "G'halt du deine Bussal und spar das recht zamm, / aft gehst aufn Tandlmarkt, dort bringst das an. / Du bist a so a Deandl, du woaßt scho, wiast bist, / wer mit dir was handlt, geht koana umsischt; / da Erscht is da liabast, da letzt is da Best, / und a so a Sau, wia du bist, han i nia koani gwißt! (Gesprochen:) Daß d' as woaßt!"

Qu: KP, S. 228-230, "Vorgesungen von Pirchmoser, Schmiedtal, 6.8.30. Mautner, S. 223. Text dort besser erhalten. Melodie verschieden." TA: VMA/TRL-0233; Christa und Sepp Steiner, Traunstein; Akkordeon: Hans Auer, Hammerau; 19.2.1993, Rathaus Inzell.