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Text zu: Da Oaschichtige

In traurigen Worten beschreibt ein wohl älterer "Einschichtiger" seine Einsamkeit. Freunde und Verwandte sind gestorben, niemand beachtet oder grüßt ihn. In seinem aus heutiger Sicht karg nur mit Tisch und Bett ausgestattetem Stüberl lebt er ganz allein – und ist doch ganz gesund an Körper und Geist. Wenn er gestorben ist, im Himmel, da wünscht er sich eine Seele, die ihn begleitet, ihn pflegt und besucht. Und sollte es in jener Welt auch niemanden für ihn geben, so reisst er sich selbst mitten durch und macht aus sich zwei Personen, die sich dann umeinander kümmern.

  1. Mei Freundschaft is gstorbn, mei Verwandtschaft begrabn, / a andara Mensch wui mi a ja net habn. / Mi lobt neamd, mi schiagt neamd, gehts ma krumm oda grad, / kimm i nüachta oda dampfi hoam, fruah oda spat, / kimm i nüachta oda dampfi hoam, fruah oda spat.
  2. I hät a eigns Stübi, an Tisch und a Bett, / lieg allwei alloa wia da Toud aufn Brett, / koan Gsegngod, koan Helfgod, wann i iß oda nias, / |: koan Schlafgsund, wenn i umfall und die Äuglein zuschliaß. :|
  3. Und i woaß net, was is, grad um andre is 's Griß, / wenns no so voschandlt und hirnbrandi is. / I hätt die gradn Glieda, war gar net so dumm, / |: aba um mi schaut si dengascht koa Mensch net um. :|
  4. Und wenn i sollt sterbn und heilig sollt wern, / nacha klag is an Engl und unsern liabn Herrn, / und laß net nach bittn, bis a Paar hamt Befehl, / |: daß oani mit mir geht, so a freundliche Seel. :|
  5. De mi legt, de mi pflegt, de mi bsuacht, de mi grüaßt, / de mas Lebn a da oan Welt vokürzt und vosüaßt, / und sollts ma in da oan Welt a no so geh, / |: na zreiß i mi selba und mach aus mir zwee. :|

Qu: KP, S. 370/371. "Vorgesungen von Frau M. Neumeier, Reit im Winkl, 7.12.27. Joseph Schlicht: Bayerisch Land und Bayerisch Volk, S. 243, ohne Melodie, 7 Strophen." TA: Theresia Rothenaicher, Moosach; 9.5.1992, Trachtenheim Hittenkirchen; VMA/TRL-0161.