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Text zu: Trauerlied für den Auerbacher von Froschsee

Georg Sojer aus Ruhpolding berichtet über seinen Ur-Urgroßvater gleichen Namens, daß er am 10.1.1791 geboren und am 10.7.1855 bei der Heuarbeit in der im Lied beschriebenen Weise verunglückt sei. Der heutige "Auer Schorsch" singt das Lied mit eigener Melodie.

  1. Überfällt mich Furcht und Schrecken / kommt jetzt an meine Todesstund, / von dieser kann sich niemand retten, / ist er krank oder gesund. / Wenn die Uhr hat ausgeschlagen, / dem Tod wird ja niemand z'gscheid, / er tuts keinem Menschen sagen, / es heißt fort in die Ewigkeit.
  2. So ein Schicksal ists betrachten, / des heißt in der hintern Au, / wie schnell als der Tod kann machen / und keinen Menschen nicht anschaut. / Georg Soyer war sein Name, / hat ihn ein jeder gut gekennt, / ist der schnelle Tod ankommen, / macht ihm kurz sein Testament.
  3. Wie sich hat dies zugetragen, / ach, bei seinem Trauertod, / er wollt dem Ochs die Brem verjagen, / im Heu-Einführn warn sie dort. / Er wollts vom Ungeziefer retten, / ach, wie gut hat ers gemeint, / haben ihn dafür getötet, / waren ihm sein größter Feind.
  4. Ach wie schnell war das geschehen, / betrachtets doch, ihr lieben Leut, / er wollt grad hinübergehen / zum Ochsen auf die rechte Seit. / Wie schnell hat ihm der Mord gelungen, / rennt ihm sei Waffn in den Hals, / dem Graben warn sie zugesprungen, / jetzt muß er sterben in dem Wald.
  5. Die Kinder waren ja geloffen, / ja soviel als möglich war, / der Flor, der war nicht weggebrochen / und so ist kei Rettung mehr. / Die Nachbarleut und Kameraden / wollen helfen in der Not, / traurig waren sie nach Haus gekommen, / der gute Nachbar war schon tot.
  6. Ach, wie traurig ist das anzusehen / für Kinder und fürs Mutterherz, / den Vater niemals nicht mehr sehen, / ach, was ist das für ein Schmerz! / Sie sprachen aus den Jesus-Namen / und schlagen ihre Händ zusammen, / der Vater werd ja nicht mehr kommen, / weil der Tod hat kein Pardon.
  7. Urteilt nicht an seinem Sterben / und auch nicht an seinem Tod, / den er tut schon grad erwerben, / barmherzig ist der liebe Gott. / Er hat kein Frühamt ausgelassen, / wenn er seine Gsundheit hat, / dies weist ihn zu der Himmelsstraßen, / er bringts auch mit ins kühle Grab.
  8. Ins Frankreich war er auch gekommen, / hat den Feldzug mitgemacht, / tat ihn der Tod noch lang verschonen, / war nicht geblieben in keiner Schlacht. / Viel Kameraden sind gefallen / bei Bals und bei Hanau dort, / das Blut im Leib, das tut aufwallen, / jetzt muß er so traurig fort.
  9. Sieben Brüder waren gewesen, / das ist der Erste fort ins Grab, / die Mutter Gottes werd ihm helfen, / weils er so sehr geachtet hat. / Ja, es hilft ja keines Bitten, / ja, es hilft ja keines Wein', / der liebe Gott, er werds schon wissen, / gebt euch seinem Willen drein.

Qu: KP, S. 18 (nur Text), "Der Bauer wurde vom Ochsen beim Halstuch gepackt und erdrosselt, weil der Flor (Halstuch) nicht aufging. Ich war bei den Leuten; eine Alte wußte noch von der Geschichte, aber auch sie wußte keine Melodie. Den Text habe ich von Herrn Bürgermeister Schmucker aus Ruhpolding erhalten. Der Hof liegt auf dem Weg Ruhpolding-Inzell." Melodie von Georg Sojer 18.4.1994.
TA: Georg Sojer und Pongratz Gstatter, Gitarrenbegl. Eva Bruckner, VMA, 3.11.2003, ES.