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Das Volksmusikarchiv

Die Arbeit des Volksmusikarchives

Die Aufgaben des Volksmusikarchives sind sehr vielfältig. Am Anfang steht die Sammlung und Dokumentation der regionalen musikalischen Volkskultur in der Gegenwart und Vergangenheit in ganz Oberbayern und den angrenzenden einflußreichen Gebieten. Zwischen Oberbayern, seinen Nachbargebieten und der Metropole München bestand zu jeder Zeit eine rege musikalische Wechselwirkung. Deshalb kann die Arbeit des Archives nicht an den heutigen politischen Grenzen haltmachen.

Neben diesen regionalen Zusammenhängen sind für die Vielfalt der Erscheinungsformen der Volksmusik in Oberbayern auch die angrenzenden Sachgebiete wichtig: Die Kirchenmusik mit ihrem Einfluß auf die geistlichen Volkslieder, die Tanz- und Unterhaltungsmusik mit ihrer Ausstrahlung auf die instrumentale Volksmusik und den Volkstanz, das musikalische Leben in den Klöstern, die Militär- und Blasmusik. Alle Formen populären Singens, Musizierens und Tanzens müssen beachtet werden.

Von der Gegenwart ausgehend ist die Geschichte der bewußten Volksmusikpflege zu dokumentieren, die in Oberbayern bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Die objektive Dokumentation der Volksmusikpflege soll deren zahlreiche Richtungen aufzeigen, z. B. bei den Wittelsbachern, in den Trachtenvereinen oder in der Schule. Auch die Darstellung der Volksmusik in den Medien (Rundfunk, Fernsehen, Zeitungen) wird betrachtet.

Die Ergebnisse der Archivarbeit werden der Öffentlichkeit vorgestellt. Das geschieht z.B. durch eigene Publikationen und Informationsveranstaltungen, durch Dokumentationen in Wort, Bild und Ton, Rundfunksendungen, Ausstellungen, Zeitungsbeiträge. Die Bereitstellung objektiver Informationen über regionale und musikalische Zusammenhänge ist besonders wichtig. Auf Seminaren, Tagungen und im Lehrangebot der Universität München wird über die Arbeitsergebnisse berichtet.

Gerade in heutiger Zeit wollen sich viele Menschen - ob Volksmusikfreunde oder nicht - selbst ein Bild machen von der heimatlichen Musikkultur in Vergangenheit und Gegenwart. Das Volksmusikarchiv will dieses Eigeninteresse fördern, will zum Blick über den Zaun anregen, durch das Erkennen von musikalischer Vielfalt menschliche Toleranz anregen und in einer globalen Umwelt bewußte regionale Identitätsfindung ermöglichen.

Die Bestände des Archives

  • Fachbibliothek zu Lied und Gesang, Musik, Tanz und Brauch; Zeitschriften, Notendrucke und Liederbücher; Volksschauspiel, Volkskunde, Landesgeschichte.
  • Flugblattdrucke mit Liedertexten, Liederblätter.
  • Handschriftliche Dokumente der Instrumentalmusik (Musikantenhandschriften) und des Singens (Liederbücher mit und ohne Melodie).
  • Sammlungen und Nachlässe von wichtigen Regionalsammlern und Volksmusikforschern (Horak, Fanderl, Scheierling, Seidl, Edelmann, Kammerer, Hartmann, v. Kaufmann, Baudrexel u.a.), Notenbestände alter Musikkapellen, Musikanten und Sänger.
  • Sachgüter, Instrumente, Tanzzeichen.
  • Abbildungen zur musikalischen Volkskultur: Musikanten, Sänger, Gewährspersonen, Sammler, Spiel-, Sing- und Tanzgelegenheiten, Brauchhandlungen, usw.
  • Feldforschungsaufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung zum Singen, Musizieren und Tanzen im Leben der Menschen und der Gemeinschaften.
  • Filme und Videoaufnahmen von Alltagssituationen und Festen, Volksmusikdarstellung im Fernsehen.
  • Tondokumente: eigene Aufnahmen aus der Feldforschung und von Volksmusikgruppen, Überspielungen alter Tonaufnahmen, Neuaufnahmen nach historischen Vorlagen, Schellackplatten, Schallplatten, Tonkassetten, CD und Rundfunksendungen.

Seit Gründung des Archives hat sich sehr viel Material angesammelt, z.B. ca. 140.000 Lieder, 300.000 Melodien, 20.000 Schellackplatten, 20.000 Langspielplatten/Singles, 30.000 Photos/Abbildungen, 25.000 Bücher/Zeitschriften. Für die Archivierung sind viele Arbeitsschritte notwendig: Ordnen und Numerieren, Übertragen von Tonaufnahmen auf Noten und von Handschriften in Maschinenschrift. Die Strukturierung und Erschließung dieser großen Bestände ist nur mit der modernen EDV-Technik möglich. Deshalb wurde 1989 mit der Erstellung einer Datenbank begonnen, die zunächst die Lieder umfaßt und auf die Instrumentalmelodien, Bilder, usw. ausgeweitet werden soll. Damit wird es in Zukunft möglich sein, Texte und Melodien zu vergleichen, mit Orts-, Zeit- und Personenangaben zu verbinden und den freien Bestand der musikalischen Volksüberlieferung festzustellen.

Eine besondere Freude ist es, die alten Noten aus den Beständen des Archives zum Klingen zu bringen. Erst dann kann man sich ein Bild dieser Dokumente regionaler Musikkultur in Oberbayern machen, z.B. von ein- und zweistimmigen Musikhandschriften, von ganzen ausgeschriebenen Besetzungen, von Liedern aus alten handschriftlichen und gedruckten Liederbüchern. Diese Hörbeispiele tragen zum Verständnis überlieferter musikalischer Volkskultur in Oberbayern bei und geben Anregungen für die heutige Volksmusikpflege. Auf Veranstaltungen des Bezirks Oberbayern sind diese Lieder und Instrumentalstücke in alter Besetzung zu hören. Das Volksmusikarchiv erstellt Tonaufnahmen zur Dokumentation, die auch vom Bayerischen Rundfunk und verschiedenen Lokalsendern übernommen werden. Ausgewählte Hörbeispiele werden auf CD veröffentlicht.

Informationsangebot – Führung durch das Volksmusikarchiv
Nutzen Sie die Gelegenheit und informieren Sie sich über die ganze Vielfalt und den Umfang der Archivarbeit! Lassen Sie sich führen durch die nicht öffentlich zugänglichen Archivbereiche wie die Fachbibliothek, die Flugblattsammlung, die Nachlass- und Handschriftenabteilungen, die Photo- und Abbildungssammlung. Betrachten Sie die Tonträger-, Schallplatten-, Schellack- und Videobestände und erfahren Sie Wissenswertes über den Einsatz der EDV bei der Aufbereitung und Suche in den Beständen.
Allgemeine Führungstermine werden in unserem Mitteilungsblatt "Informationen aus dem Volksmusikarchiv" bekanntgegeben. Für kleine Gruppen (10-25 Personen) besteht die Möglichkeit, mit dem Archivleiter einen eigenen Führungstermin zu vereinbaren.

Zur Information: Für die Erstinformation über die Fülle der Arbeit am Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern muss dieser Text genügen. Geplant ist in einer weiteren Ausbauphase eine "virtuelle Ausstellung", die die verschiedenen Bereiche der Archivarbeit verdeutlicht (nicht vor 2010/2011, ES).