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Text zu: Andreas Trischberger

Der ledige, 22-jährige Bauernsohn Andreas Trischberger (geb. 1856), vulgo "Grei-Andrä", von Gaißach/Tölz besuchte im Heimaturlaub während seiner Militärzeit einen Freund auf der Griesmann-Alm im Krottenbachtal. Bei einem Spaziergang am 21. September 1878 mußte der befreundete Knecht austreten und gab Trischberger sein Gewehr zu halten, das er zufällig bei sich hatte. Der vorbeikommende Jäger hat den davonlaufenden Andreas Trischberger dann von hinten erschossen. - So erzählt Benedikt Trischberger die Geschichte seines Großonkels. Die Schicksale der im Wald erschossenen jungen Männer sind im Isarwinkel heute noch Gegenstand von emotionalen Erzählungen und Liedern.

  1. O wie wirds mir ums Herz so bange, / wenn ich wirf einen Blick nach Süden hin, / wo in den Alpengauen Felsen prangen, / da kann man seinem Schicksal nie entfliehn.
  2. Wo silberweiß die Bergesquellen rieseln, / da ergötzet sich das edle Wild, / Bergeskugel - Tales grüne Matten / sind heut mit einem Trauerschleier umhüllt.
  3. Nahe am Fuße der Scharfreiter-Spitze, / da hat ein Mensch sein Geist vermißt, / sah unverhofft des Jägers Kugel blitzen, / der Gesetz und Gott und Macht vergißt.
  4. Der Schütze birschte einsam an des Berges Schneide, / er ahnt wohl nicht den nahen Todesschuß, / der Jäger, wie ein Wolf auf seine Beute, / schießt ganz feige auf ihn zweimal los.
  5. Trischberger Andrä hat er geheißen, / vom Grei in Geißach war sein Elternhaus, / ohne Abschied ist er fortgegangen, / durch einen Schuß hauchte er sein Leben aus.
  6. Er ging mit seinen Kameraden / den Kotzenbach aufs Gamskar zua, / es birscht ein jeder für sich selber, / da trug sich dieses Unglück zua.
  7. Ein Forstgehilfe kam herangeschlichen, / ohne daß ihn Trischberger hat erblickt, / welcher sogleich eine ganze Schrottladung / auf den Schützen hat abgedrückt.
  8. Auf den ersten Schuß nicht stürzend, / schießt er auch noch mit der Kugel hin, / diese ging durch Herz und Lunge, / und der brave Schütz fiel hin.
  9. Als Soldat tapfer, treu und edel, / war er beurlaubt nur auf kurze Zeit, / mit seinen Kameraden ging er dem Tod entgegen / zu unsrer großen Traurigkeit.
  10. Wünscht ihr vielleicht, ich soll euch diesen nennen, / der ihn so schnell vom Freundeskreise stieß, / und schuld ist an so viele tausend Tränen: / das ist der Forstgehilfe Schneider von der Riß.
  11. Man schleppte ihn ganz mühsam von der Stelle / der Heimat zu vom rauhen, steilen Pfad, / es weinet jeder Fels und jede Quelle, / der Tod, der ihn so schnell getroffen hat.
  12. Beim Setzieren sprach der Arzt voll Ernste, / ihm schildernd seine mörderische Tat, / er fragt den Jäger, ob es ihn nicht schmerze, / daß er ihn von rückwärts tötet hat.
  13. Ein Trauerzug folgt jetzt dem Leichenwagen / betrübt und weinend nun dem Kirchhof zu, / er ist befreit von allen Erdenplagen / und im Tode fand er seine Ruh.
  14. "Ihr lieben Freunde, macht euch keine schwere Stunde / wegen dem Tod, der mich so schnell verbannt, / ich fühl nicht mehr den Schmerz von meiner Wunde, / sie ist geheilt so schnell durch Gotteshand."
  15. Aller Augen waren naß und voller Tränen, / als des Priesters Leichenrede war, / seine Kameraden sollen sich ein Beispiel nehmen / und sich hüten vor solch großer Gfahr.
  16. Wir rufen alle: "Deine Seele sei in Frieden!" / die wir an deinem Grabeshügel stehn, / ohne Abschied bist du von uns gegangen, / im Himmel werden wir dich wiedersehn.
  17. Ein halbes Jahr ist nun verflossen, / seit Trischberger sein junges Leben ließ, / der Forstgehilfe traut sich nicht mehr zu bleiben / im Revier zur Vorderriß.
  18. Der schlechte Jäger wird es wohl erfahren / am Jüngsten Tag, wie dieses Unrecht ist, / wenn man einen jungen Menschen / im Rücken mit der Kugel schießt.
  19. Denn es ist wohl eine schwere Sache, / wenn Gott - der rechte Richter - einstens spricht: / "Das Blut, das kommt und fordert seine Rache, / das du so schändlich hast vernicht!"
  20. O verfluchter kalter Forstgehilfe, / liegt dir der Jüngste Tag nicht in dem Sinn, / daß du mit beiden Läufen / auf den Rücken zielest hin?

Qu: KP, S. 115, "Andreas Trischberger wurde am 20.10.1878 im Alter von 21 Jahren erschossen. Ich habe das Lied von der Anni Bauer, Gaißach bei Tölz, im Lehen, bekommen und auch schon in dem Haus geschlafen, wo der Erschossene gelebt hat." Kiem Pauli reiht dieses Totengedächtnislied als "Wildschützenlied" ein.
TA: Sabine Weindorf, Gitarrenbegl. EB, Trachtenheim Hittenkirchen, 9.5.1992, TRL 0154.