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Text zu: Lied vom Zeller Martl

Nach Auskunft der Gemeinde Bayrischzell lassen sich die Personen in diesem Lied - besonders der im Alter von 62 Jahren ermordete "Miedmessner Martl" oder "Zeller Martl" (1808?-1870) - auch nach intensiver Nachforschung in Bayrischzell nicht feststellen. Demzufolge wurde eine Anfrage an die zuständigen Archive in München gestartet, die noch keine Ergebnisse erbrachte. Die besungene grausame Mordtat vom 8. März 1870 in Bayrischzell fand natürlich ihren Niederschlag in den Zeitungen. Die Verhaftung und der Prozess gegen zwei einfache Leute schürte Spekulationen und Mutmaßungen, die wohl auch eine Triebfeder für dieses Gedenklied waren: Aufgrund der Geldgeschäfte des Ermordeten wurde der Täter in der "besseren" Bevölkerungsschicht vermutet. Wir werden über diese Ereignisse weiter nachforschen - wer will dabei helfen?

  1. Freund, denk oft an dein Leben, / an das, was ich euch erzähl, / ein Schrecken hat sich begeben / in dem Pfarrdorf Bayrischzell.
  2. Ein Mann von 62 Jahren, / der niemand was zu Leid getan, / der hat die Grausamkeit erfahren / von einem ungenannten Mann.
  3. 1870 wirds geschrieben, / den 8. März war es geschehn, / findt man den Mann im Blute liegend, / ja grausam war es anzusehn.
  4. Durchs Fenster hat er eingefunden, / der Meuchelmörder, bei der Nacht, / und hat dem Martl viele Wunden / ja tödlich in das Haupt gehackt.
  5. Den Mörder wird so mancher kennen, / man spricht im stillen oft davon, / doch offen will ihn niemand nennen, / es hängt ein große Freundschaft dran.
  6. Von einem Burschen hört man sagen, / mir fällt jetzt grad der Nam nicht ein, / vermutlich hat ihn der erschlagen, / sein Anzug war von Blut nicht rein.
  7. Vom Zeller Wirt möcht man oft gerne wissen, / warum er grad in dieser Nacht / sein' treuen Hund ins Haus geschlossen, / der sonst so fleißig immer wacht.
  8. Verdächtig tut schon alles klingen, / als halfen richtig mehrer Leut, / den Martl von der Welt zu schaffen / hinüber in die Ewigkeit.
  9. Das Gericht braucht nichts zu wissen, / keinen Stolzen klagt man an, / ein armer Bauernknecht, der soll es büßen / und auch ein Kleinhäuslersmann.
  10. Die zwei Männer müssen reisen / anstatt ihrem stolzen Mörder drinn, / um die Unschuld zu beweisen, / schleppt man sie nach München hin.
  11. Was hat der Miedmessner Martl / in der Zell zuleid getan, / daß der Mörder in sein'm Hause drinn / so grausam ihn erhacken kann?
  12. Nur daß er manchem stolzen Prahler / hat vorgestreckt das bare Geld, / doch anstatt es zurückzuzahlen, / schafft man ihn aus dieser Welt.
  13. (Die Strophen 13-16 sind auf der CD nicht enthalten:)

  14. Er war ein Mann von Herzensgüte, / er half Armbedrängten oft mit Geld, / der Mörder kam in seine Hütte / und schafft ihn fort aus dieser Welt.
  15. Schnell von Hackenstreich getroffen / ganz zur unverhofften Zeit, / ist sein Leben ausgeloschen, / muß er in die Ewigkeit.
  16. Der Martl, der hats überstanden, / er fühlt jetzt keine Schmerzen nicht, / der Mörder war noch hier vorhanden, / bis ihn ergreift das Strafgericht.
  17. Den Mörder wird man finden, / da das Blut jetzt um Rache schreit, / straft man ihn nicht für die Sünden, / o weh für ihn in der Ewigkeit!

Qu: KP, S. 347, "Aus dem Liederbuch von Willerer von der Eck, Ostin bei Tegernsee. Melodie Jennerwein. Es scheint, daß von dieser Begebenheit der Spottname "Zellerhacke" stammt." Die Jennerweinmelodie wurde dem Text angepaßt.
TA: Maria Gotthard, Franz Xaver Taubenberger, Gitarrenbegeitung EB, VMA, 13.2.2004.