Text zu: "Jetzt werd ge oans gsunga" - Wildschützenlied von Weisbach

Das Lied prangert aus der Sicht eines jungen Wildschützen die Brutalität eines Jägers an, der ihn tötet, indem er ihn mit einem Messer in seinen Bauch sticht. Die Jäger werden pauschal in negativer Weise dargestellt und beschimpft: Wegen Unmenschlichkeit, wegen ehrlosem Verhalten als hinterhältige Mörder, deren Tat auch vom Landgericht mißbilligt wird. Der Sänger/Dichter dieses evtl. nicht für die große Öffentlichkeit gedachten Liedes gibt seiner ausweglosen Trauer über den Tod eines jungen Menschen wegen einem "Stuck Wildbrat" ein Ventil und prophezeit dem Jäger, daß nach dem Urteil Gottes am Jüngsten Tag schon Luzifer in der Hölle auf ihn wartet.

1. Jetzt werd ge oans gsunga, bleibts sitzn a Bois, / vodraht gehts heut aussa, aba do is was nois. / Des was ma nia ghört hat, auf des gibt ma acht, / merkts auf, was erst neuli a Jaga hat gmacht. / An Wald is a ganga, an Stafnberg zua, / dahoam laßt eahm glab i, sei Gwissn koa Ruah.
2. Vor Zeitn wars andas, des hat ma oft ghört, / aba jetz is da Mensch koan Schuß Puiva mehr wert, / überhaupt sant scho d'Jaga an Schlechtsei voraus, / sie stechan oan nieda, Bua, des is a Graus! / I glab, daß sie moan, daß koa Ewigkeit gibt, / wei da ehrliche Altbayer ganz is dastickt.
3. Bi a lebfrischa Wildschütz, in da schönstn Blüah, / ha leida erfahrn das Unglück zu früah; / des Wildbrat zu schiaßn war mei größte Freud, / jetzt is mir mißlunga, und aus is mei Zeit. / Ganz unvahofft kimm i an Jaga in d'Händ, / der hat ma sein Knicka ins Gwoad eichi grennt.
4. Aba Kameradn, oans muaß i enk sagn: / trauts fei koan Jaga, da kunnts es dafragn; / so heuchln und schmeichln, wenns oan net könna zua, / sie birschn auf Menschnbluat, glab mas, mei Bua! / Sie schleicha so rum wia da Schattn an da Wand, / wia a andana Tagdiab, des is wohl a Schand.
5. Hoffart und Bosheit is 's Morgngebet / bei ran Jaga, wann er as Holz außigeht, / da Hund und da Teufi geht mit eahm ins Revier, / Bua, wann i a Jaga war, des war ma z'schia! / A solchana Hallunk is an Galgn aufi z'schlecht, / der grad auf an andan sei Unglück ausspecht.
6. Für an rechtschaffan Jaga han i allwei Respekt, / aba net für an Lumpn, daß mi alle vostehts, / selbst 's Landgericht hat si darüber beschwert, / von koan solchan Mörda hats a no nia ghört, / der an bluatjunga Menschn in d'Ewigkeit schickt, / wegn an oanzign Stuck Wildbrat glei maustod dasticht.
7. Aba helf da God, Jaga, wannst kimmst vors Gericht, / wann dir unsa Herrgott das Urteil abspricht; / da Luzifer wart ja, der nimmt di glei mit, / da werds hoaßn: in d'Höll nei, obs d' magst oda nit! / Ja de Teufi, de wern sich auf di alle freun, / wia du hast ausgmessn, so messns dir ei.
8. Zum Schluß tua i enk bittn, daß mi koana vorat, / net daß d'Leut moan, des Liad han i dacht. / Ja bloß zu dem Zeitvertreib ha is probiert, / i bitt enk, daß koana a Wartl voliert, / d'Jaga, de liabn ma, wann ma weit san davo, / aba Buama, mei Singa, des geht enk nix o.

Qu: KP, S. 150, "Bekommen von Bürgermeister Schmucker, Ruhpolding." TA: Georg Kötzinger, Inzell; Hansl Auer (Harmonika), Hammerau, 7.2.1992, Rathaus Inzell, TRL 0093.