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Text zu: "Zum Andenken, weil man sie ehrt" - Lenggrieser Wildschützenlied

Dieses Totengedächtnislied (siehe CD "Stehe stille, liebe Jugend" in dieser Reihe mit Liedern aus der Sammlung des Kiem Pauli) aus dem Isarwinkel ist den benannten Wildschützen Nikolaus Seibold und Kaspar Gerg gewidmet, die in jungen Jahren bei verschiedenen Gelegenheiten im Wald von Jägern getötet wurden.
Gerg starb an einem 4. (oder 7.) November 1917 auf Heimaturlaub von der Front in Frankreich durch einen "feigen Schuß" des Jägers, der wiederum unmittelbar danach von Gergs Schützenkameraden getötet wird. Nach Aussage des Liedes wird der Jäger unwürdig im Wald verscharrt, der Wildschütz im Dorf mit allen Ehren begraben. Das Lied zeugt von der Grausamkeit und Unerbittlichkeit des Kampfes zwischen Jägern und Wildschützen bis nach dem Tod. Dazu paßt auch der Aufruf, daß nur wer zuerst schießt im Wald überlebt.

  1. Zum Andenken, weil man sie ehrt, / Nikolaus Seibold und Kaspar Gerg, / den Jägern aber zur Schand, / geben wir dieses Lied bekannt.
  2. Vier Schützen warns, frisch und voll Schneid, / de mit'n Schiaßn ghabt a große Freud, / drum wollns amal auf Gamsein gehn, / weil ja das Wetta war so schön.
  3. Im Novemba wars am viertn Tag, / wo oana den Plan geschaffen hat, / und am andern Tag in aller Fruah / gings glei da Sunnbergseitn zua.
  4. Kaum warn sie drübn, hams gschossn an Bock, / mit dem das Unglück ogfangt hat, / denn auf den Schuß, dens abgebn ham, / steigt drent da Jaga ausm Grabn.
  5. Und wia er kimmt auf d'Liachtn raus, / woad grad da Schütz an Gamsbock aus. / Da Jaga schreit net, o liabsta God, / schiaßtn glei nieda mit de Schrot.
  6. Herbeig'eilt auf des Jägers feigen Schuß, / sehn sie das Unglück, den Vadruß, / oana packtn glei bei da Bix und Kehl, / bis Abschied nahm dann seine Seel.
  7. So hatten sie zwei Leichen hier / durch Jägers Schuld, das wissen wir, / drum wurde er am Platz begrabn / und dann der Schütz nachhaus getragn.
  8. Freili war des a schwere Fahrt, / bei schlechtm Weg in dunkler Nacht, / doch um des Kameraden Ehr / wars nicht zu hart und nicht zu schwer.
  9. Als man die Leich gebracht nach Haus, / ging schnell die traurige Kund aus, / daß Kaspar Gerg, der nicht mehr ist, / erschossen von feiger Jägerlist.
  10. In Frankreich g'kämpft über drei Jahr, / zurzeit er nur beurlaubt war, / drum um so größer war der Schmerz / bei seinen Lieben um das Herz.
  11. Drei Tag kurz nach seinem Tod / fuhr man ihn in den Friedhof, / drei Ehrensalven auf sein Grab, / die der Vet'ran verdient sich hat.
  12. Beim Seibold wars der gleiche Fall, / von dem man hörte überall, / schad is für jedn, der den Tod / auf solche Weis gefunden hat.
  13. Und d'Jaga vadriaßts ganz oft, / weils so viel Hunga ham und gar koa Kraft, / denn wenns oan sehgn, is 's Erste z'Gwehr, / a so werns a koan Schützn her.
  14. Drum Schützn, warts halt a net lang, / wenns mit an Jaga drauß kemmts zamm, / entweda rafts oda schlagts glei o, / denn für an solchan is koa Schad.

Qu: KP, S. 98, "Jäger Grimm, Glashütte, wurde bei dieser Gelegenheit erdrosselt. Den Dichter dürfen wir nicht angeben, da er noch lebt. Alle Wildschützenlieder vom Isarwinkel werden nach der Melodie des Zehnerhirsches gedichtet und gesungen. Das Unglück geschah am 7. November 1917. Der Jäger war ebenfalls auf Urlaub. Bekommen von Reiser Lenz, Holzmeister in der Jachenau, 1927." TA: Ossi Hackl (Zither) und Hannes Janßen (Baßgitarre), Lenggries, 9.1.1993, Trachtenheim Hittenkirchen, TRL 0225.