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Text zu: "Juhe, frisch bin i aufgstandn" - Wildschützenliad vom Stoißberg

In der "Ich-Form" erzählt der Wildschütz sein Zusammentreffen mit zwei Jägersknechten am wildreichen Stoißberg zwischen Inzell und Teisendorf und die Folgen: Nach kurzem Anruf schießt ein Jäger und trifft den Wildschützen in den Fuß. Auf nicht benannte Weise (evtl. sind Bauern dazugekommen) entgeht der Angeschossene aber der Gefangennahme und flieht zu Fuß trotz der Schußwunde. Doch die Jäger haben den Wildschützen erkannt und drohen ihm die Gefangennahme zu Hause an. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als seinen Heimatort zu verlassen, will er nicht gefangen, verurteilt und eingesperrt werden. Der Wildschütz ist "vogelfrei", es wird mit Steckbrief nach ihm gefahndet. Der Ausgang der Geschichte ist nicht erzählt - das Lied endet mit einer Beschimpfung der Jäger, die ohne Ehrgefühl sind und gewissenlos voll Freude Jagd auf die Schützen machen. Der Sänger wünscht ihnen einen angemessenen Tod und Aufenthalt in der Hölle. Das Lied ist heute noch in Inzell und Umgebung bekannt, auch die handelnden Personen vermutet man zu kennen.

  1. Juhe, frisch bin i aufgstandn, / Morgn in alla Fruah / nimm i mei Bixal und mein Ranzn, / geh den Stoißberg zua. / Wia i an den Ort hikimm, / wo i ha ghabt scho lang in Sinn, / laß i aus Spaß a wenk halln, / mei Bixal lusti knalln.
  2. Und auf den Schuß gebn d' Jaga acht, / i kenn scho eahna List, / daß sie hamt ogstellt eine Jagd, / vo den ha i nix gwißt. / Zwoa Jaga kemma glei zu mir, / vorher daß i sie siech, / zwoa Trutzlhund hams bei eah ghabt, / de hamt auf mi gleich gschnappt.
  3. Da Jaga nahm sie auf die Seit / und schlagt glei auf mi o, / sagt: "Wildschütz, mach no Reu und Leid, / bei mir is koa Pardo!" / Kam hat er des Wort ausgsagt, / so hat sei Bixal a scho kracht, / hat mi troffn aufn Fuaß, / daß i glei falln muaß.
  4. Da sand sie halt glei zuawa ganga, / d' Jagasknecht allzwee, / sie wolltn ma bindn d' Händ zusamma, / i sollt mit eahna geh. / Enk san zwee und i alloa, / kinnts mir als a Krumpa a nix toa, / die Bauern san auf d' Seitn grennt, / de ha i a nia kennt.
  5. D' Jaga fanga 's lafa o, / koa Schneid hams nimma ghabt, / es laft a jeda, was er ko, / frei d' Schuah am Fuaß ham gschnappt. / Ham zrucka gschrian: "Mir ham di kennt", / und ham mi no beim Nama gnennt, / "Wildschütz, du kimmst uns nimma aus, / mia kriagn di scho beim Haus!"
  6. Beim Haus treffts es mi nimma o, / des is enk umasinst, / an Arsch könnts mi lecka glei, / wenns zuawageh wollts gschwind, / bi a frischa Wildbratschütz, / nach enkan Schiaßn frag i nix, / i wer ja do koa Grealing werdn, / adias, es meine Herrn.
  7. Es habts ja scho d'Steckbriaf ausgschriebn, / i war scho voglfrei, / koan Schützn könnts es net dafragn / im ganzn Königreich. / Enk Jaga, enk is gar nix z' schiach, / es habts ja viel ins Elend gstürzt, / und enka Ehr is Schand und Spott, / wißts nix vo koan Gebot.
  8. Es Jaga habts ja so koa Gwissen / an enkan ganzn Leib, / wanns es an Schützn kunnts daschiaßn, / wars enka größte Freud. / I wünsch enk alle an schiachn Toud, / dasticka sollts an Häuslkout, / ||: und dann da Teifi holn glei / mit Bixn und mit Blei. :||

Qu: KP, S. 121, "Vorgesungen von Franz Lackner, Inzell, 1.12.27." Franz Lackner war in Inzell und in der Schmelz ein bekannter Wirtshaussänger mit großem Repertoire. Auch Georg Kötzinger hat ihn noch gekannt. TA: Georg Kötzinger, Inzell, Hansl Auer (Harmonika) Hammerau, 8.6.1991, Trachtenheim Hittenkirchen, TRL 0025.