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Text zu: "Weil ma so schö beinanda san" - Hausaussuchung in Lenggries

Noch heute ist diese gesungene Geschichte im Isarwinkel lebendig und wird von verschiedenen Sängern in unterschiedlichen Fassungen vorgetragen. Die Schilderung ist so detailliert, plastisch und dramatisch, daß es keinen Kommentars bedarf - und es wird kein Klischee ausgelassen. Namentlich und tatsächlich werden in karikierender und überaus süffisanter Erzählweise die Jäger bloßgestellt.

  1. Weil mir so schö beinanda san, ja grad schö jung und alt, / so werd jetzt wohl neamd drunta sei, den mei Vortrag jetzt net gfallt. / Es is an jedn längst bekannt, es reimt sich von da Jagd, / drum hab i aus der ganzn Gschicht a Liadl draus gemacht.
  2. Denn die Gemeinde Lenggries, de is scho längst verfluacht, / drum hams halt jetzt im ganzn Strich die Häuser all ausgsuacht. / Und zweng'a Bix und zwengs an Fleisch, da stürma 's ganze Haus, / und wenns a Hirschhaut findn tan, de schlagatns a net aus.
  3. Vom Fall, da san die Jaga da gwen, und vo da vordan Riß, / von der Jachna und vo Walchasee, dasselbi woaß i gwiß. / Die Rott besteht aus einem Heer von zirka achtzehn Mann, / und vier Schandarm san a dabei als Deputation.
  4. Ja d' Schlossa, d' Schandarm, d' Jagasknecht, de siecht ma all spaziern, / und oana hat an Schreiba gmacht, der tuat de Listn führn. / Und was i sunst no gsecha hab, da hab i herzli glacht, / da Wacker Karl (Gemeindediener) war a dabei, der hat an Pudl gmacht.
  5. Da Hornsteiner (Jaga), hat zum Herle (Jaga) gsagt, mit dir hab i was z'redn, / du bist a rechta gscheida Mo, du muaßt mit nach Lenggries gehn. / Dort suach ma uns an Stutzn raus, den schönstn, der uns gfallt, / mit den meinign hab i vorigs Jahr meine Schuldn allsam zahlt.
  6. Beim Marda hats an Grada do, da hams a Flinkei kriagt, / sie sagn, wanns heut a so furt geht, dann sa ma wohlvergnüagt. / Da Sepp wirfts grad beim Fensta raus, alts Eisn hat er gnua, / und d'Jaga ham grad Hausvisit und kemma grad dazua.
  7. Beim Wendla is a Wenta (alte Bix) vom Tirolerkriag no da, / da hängan die Rostbatzn dro, desselbi woaßt ja so. / Auf den hättn d'Luada Bratzn gmacht, sie moan glei, was da ham, / und drauf gehts üba d'Hennanesta aufn Tenna obn.
  8. Da Hornsteiner hat an Marda gmacht, er roast an Tenna zua, / er siecht die Eier weiß und blank und laßt de Bixn a Ruah. / Da Forstwart saust eahm a glei nach, er hat das Ding glei gspannt, / und hat um dritthalm Batzn Oar aufn Dappa in da Hand.
  9. Des tuat mi gar net wundern, daß d'Eier tean ausführn, / denn wann ma d'Nacht oan ruafa will, muaßt allerhand probiern. / Da Forstwart hat an Kropf wia a Stier, den werd ma net weit hörn, / da Simmerl is erst vorigs Jahr ans Messa oni gfalln.
  10. Da Wendla siecht die Jaga in seinem Stall drinn stehn, / an Forstwart an da Hennasteign, er sagt: "Des is net schön!" / A Jaga gibt eahm glei an Stoß und sagt: "Du bist jetzt still, / mir schamatn uns vor alle Leut, wann des aufkemma will."
  11. Beim Ofna is am schönan gwen, da spielns a guati Rolln, / des laß ma jetz a Zeitung toa, da hams a Bruathenn gstoin. / Sie sagn, es is a Auerhahn, und den habts hoala gmacht, / und zwengan Wildbratschiaßn seids es längst scho in Vadacht.
  12. Beim Wieserl hams a Beißzang gstoin, wias eahm ham 's Haus ausgsuacht, / sie sagn, des is a Kuglmodl; der hat erbärmlich gfluacht. / "Mei Wei hats für a Irbguat kriagt, und d'Luada führn mas aus, / a so a vafluachtes Teufischor kimmt ma nimma in mei Haus!"
  13. Beim Wuiweidl (Willibald) hams a Kuahfleisch ghabt, des hat eahna a glei gfalln, / sie sagn, des is a Feitafleisch, und brauchas gar net zahln. / "Denn d'Feitags ißt doch allas Fleisch, und mir ham sonst no koans," / drauf machas eahnre Rucksack auf und a jeda nimmt si oans.
  14. Beim Halsn suachans kloaweis aus, da hättns a Wildfleisch megn, / aba d'Halsin sagt: "Wenns sonst nix is, da is ma nix dro glegn. / Vom Arsch könnts enk oans oba schneidn, da habts es Wildfleisch gnua, / da kinnts enk essn allsam satt, aba sonst laßts mir mei Ruah!"
  15. Mitn Wildfleisch warns halt a net zfriedn, sie mechtn liaba a Bix, / sie stürmen noch des ganze Haus, aba findn teans halt nix. / Des ganze Haus is finsta gwen vor lauta Jagasknecht, / an jedn hat mas guat okennt, daß er a Flinkei mecht.
  16. Beim Herta hams da Urschl glei an Buckl visitiert, / aba d'Urschl sagt vo lauta Zorn: "Für desmal seids blamiert, / mei Buckl is koa Kalter net, da habts enk richti brennt, / es habts ja Bix in Händn ghabt, und habt sies gar net kennt." (Bix war im Wasserstiefel.)
  17. Jetzt kemmans in des Dorf hinein, da haltns alle Rat: / "Beim Weba Marda müaß ma a no schaugn, wo da Sepp sein Stutzn hat!" / Sie sprengan eahm glei an Kastn auf und tean eahm 's Gwand durchstiern, / und tean eahm glei an Krobeernschnaps und d'Äpfi all ausführn.
  18. Und mitn lauta Suacha, da kemmans a auf d'Mühl, / sie stürmen no des ganze Haus, aba findn teans net viel. / Doch endli genga Hirschgweih her, da machas Dappa drauf, / de gebns dann glei an Wacker Karl, der setzt die Hörner auf.
  19. Jetzt machans halt dem Suacha da und dera Gaudi bald an End, / weil an Wacker Karl und d'Jagasknecht a so a jeda kennt. / Daß desmal gar nix gfundn ham, des is halt gar net rar, / wenn 's Kuahfleisch, d'Äpfi und da Schnaps net war, na gangatns desmal laar.
  20. Und d'Schützn tean den selbinga Tag auf Gamsei umajagn, / drum kennas halt im ganzn Strich koa Zwillingsbix dafragn. / A jeder hats halt selbn dabei, des muaß halt grad so sei, / und d'Jaga, de san net so schlauch, des fallt eahna gar net ei.
    (Nachgesang:) D'Jaga hams Haus ausgsuacht, / de ham se traut, / ham da Muada ihran Stallkittl / für a Hirschhaut ogschaut.

Qu: KP, S. 126, "Vorgesungen von Vordergraber, Wegscheid-Lenggries, 7.6.29. Beim Preissingen in Egern am Tegernsee 1930 sang das Lied der Vordergraber mit noch einem Bauern. Die Jäger waren nicht begeistert davon. Die zwei Bauern, die dieses Lied sangen, hießen: Riesch, genannt Vordergraber, und der Jaudbauer." TA: Hannes Janßen (Gesang und Gitarre), Lenggries, 4.2.2005, VMA, TRL 0256.