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02 - Deutsche Volkslieder aus Siebenbürgen, Neue Reihe I

aus dem Nachlaß von Gottlieb Brandsch herausgegeben von Walter Brandsch

Beispielbild

Vorwort

Mit der Publikation der siebenbürgisch-deutschen Volkslieder aus dem Nachlaß von Gottlieb Brandsch - vorgesehen sind drei Bände - werden die Bemühungen um die Lieder der Siebenbürger Sachsen zu einem vorläufigen Abschluß kommen. Mehr als hundert Jahre hat es gedauert, bis sie gesammelt, gesichtet und bearbeitet und die Voraussetzungen für die Veröffentlichung des gesamten Materials geschaffen waren.

Schon 1865 hatte Friedrich Wilhelm Schuster eine wertvolle Sammlung "Siebenbürgisch-sächsischer Volkslieder, Sprichwörter, Rätsel, Zauberformeln und Kinderdichtungen" herausgegeben. Sie enthielt aber fast nur Lieder in der Mundart und fügte nur in wenigen Fällen dem Text die Melodie des Liedes bei. Außerdem war das Buch gegen Ende des 19. Jahrhunderts vollständig vergriffen. "So entstand", wie Gottlieb Brandsch im Vorwort zu seinem Buch von 1931 berichtet, "auf Anregung ... des älteren Freundes Dr. A. Schullerus ... schon im Jahre 1895 der Plan einer Neuausgabe des Buches, dem als 2. und eventuell 3. Band die zahlreichen im Volksmund lebenden hochdeutschen Lieder hinzugefügt werden sollten ... Schullerus sollte die Texte, der Unterzeichnete (G. Brandsch) die Melodien bearbeiten; bis zur Honterusfeier (1899) oder spätestens bis zum 75. Geburtstag Fr. W. Schusters (1899) sollte nach der Absicht des Freundes die Arbeit in dem oben bezeichneten Umfang fertig sein."

Es dauerte aber noch rund dreißig Jahre, bis der erste Band der neuen Sammlung erscheinen konnte: Siebenbürgisch-deutsche Volkslieder, I. Band: Lieder in siebenbürgisch- sächsischer Mundart, herausgegeben von Gottlieb Brandsch. Schriften der Deutschen Akademie Heft 7, Hermannstadt 1931. Im Unterschied zur Ausgabe von 1865 enthielt er nur Texte, die zum Singen bestimmt waren, dafür aber eine Reihe neuer Stücke sowie zu den meisten Liedern die Melodien. Die Sammlung der Lieder in hochdeutscher Sprache, 1895 begonnen, wuchs im Laufe der Jahre immer weiter an, vermehrt und ergänzt auch durch die Einsendungen von Mitarbeitern, z.B. durch die Aufzeichnungen von Dr. Walter Scheiner. So erwies es sich bald als nötig, das Material auf mehrere Bände zu verteilen, wollte man den Plan einer Zusammenfassung des gesamten Volksliederschatzes der Siebenbürger Sachsen nicht aufgeben. Die Aussichten für das Vorhaben schienen in den dreißiger Jahren günstig. Als nächster Band wurden die "Siebenbürgisch-deutschen" Volksballaden, Bänkelsänge und verwandte Lieder in erzählender Form" (1936/38) veröffentlicht. Das Manuskript für die übrigen Bände war bei Kriegsausbruch im Wesentlichen fertig, aber an der Drucklegung war nun nicht mehr zu denken. Im Rückblick erscheint es erstaunlich genug, daß die wertvolle Sammlung über die Wirren der Kriegs- und Nachkriegsjahre hinweg gerettet werden konnte.
Bei der Sichtung und Bearbeitung der Manuskripte aus dem Nachlaß von Gottlieb Brandsch ergaben sich für den Herausgeber mehrere neue Aufgaben. Obwohl die ursprüngliche Gliederung beibehalten werden konnte, mußten im einzelnen doch verschiedene Umstellungen vorgenommen werden. Vor allem aber war es nötig, den Umfang des Werkes zu verringern. Das wurde dadurch erreicht, daß nur bedeutsame Varianten der einzelnen Lieder wiedergegeben wurden und daß allgemein bekannte Volkslieder ohne eigenständige Varianten überhaupt nicht abgedruckt, sondern nur in einer Liste am Ende eines jeden Abschnitts genannt wurden. Auch die Anmerkungen sind knapp gehalten; für den Laien wären umfangreiche Quellenangaben von geringem Interesse, dem Forscher wiederum genügt oft ein kurzer Hinweis.

Eine Auswahl der Lieder nach ästhetischen Gesichtspunkten schien mir mit den Absichten von G. Brandsch und mit den Erfordernissen einer Ausgabe wissenschaftlichen Charakters unvereinbar zu sein. Zwar sind viele Lieder des vorliegenden Bandes - mit Ausnahme der geistlichen Lieder - von weniger ehrwürdigem Alter und geringer ausgeprägter Eigenart als die Lieder in der Mundart, aber das sentimentale Lied des 19. Jahrhunderts durfte in einer vollständigen Sammlung ebensowenig fehlen wie das Heimatlied oder die dilettantische Nachdichtung. Bei einer mehr nüchternen als verklärenden Betrachtung des Volksliedes erweist sich wohl auch ein Kunstlied, welches verändert und zurechtgesungen wurde, als interessant und reizvoll, freilich aus anderen Gründen als ein Lied der älteren Schicht, dessen Herkunft im Dunkel liegt.
So wie der Balladenband enthält auch dieser die von G. Brandsch erarbeiteten statistischen Angaben über die Verbreitung und die Dauer der Überlieferung der einzelnene Lieder. Sie wurden gewonnen aus der Vergleichung von über hundert Liederbüchern sowie aus dem Ergebnis einer Umfrage aus den Jahren 1903/04, die etwa hundert Ortschaften des deutschen Siedlungsgebietes in Siebenbürgen erfaßte.

Da es nun trotz aller Schwierigkeiten möglich geworden ist, die Herausgabe der siebenbürgischen Volkslieder fortzusetzen, möchte ich nicht versäumen, all jenen zu danken, die mitgeholfen haben, die Sammlung zu mehren und zu erhalten. Mein Dank gilt auch de Damen und Herren vom Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg für wiederholte Beratung und Hilfe, vor allem Herrn Prof. Wilhelm Heiske und Herrn Dr. Rolf W. Brednich. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat durch die Gewährung der Druckkostenbeihilfe das Erscheinen des Bandes möglich gemacht. Der Heidelberger Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde hat die Bearbeitung begleitet und die Veröffentlichung unterstützt, besonders haben sich die Herren Prof. Dr. Paul Philippi und Balduin Herter um die Herausgabe der Sammlung bemüht. Beim Verlag hat Herr Dr. Franz A. Stein den Satz in fachkundiger Weise überwacht.
Walter Brandsch

Inhalt
  • Vorwort
  • Literaturverzeichnis
  • Register der Lieder
  • Bemerkungen zur Textgestaltung
  • Teil 1 - Geistliche Lieder (Nr. 1-45) (S. 37 anschauen)
  • Teil 2 - Lieder besinnlichen und belehrenden Inhalts (Nr. 46-98) (S. 112 anschauen)
  • Teil 3 - Historische Lieder und Heimatlieder (Nr. 99-147)
Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1974.

Restexemplare,
Umfang: 188 Seiten, Format ca. 17 x 24 cm.

Selbstkostenpreis: 15,- €
Bestellnummer: Brandsch-02
Kurztitel: Siebenbürgen, N.R. I, 1974