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Text zu: "Bin i der Boarisch Hiasl" - ein Bayrisch-Hiasl-Lied

Drückende Steuerlast und Repressionen im Zeitalter des Absolutismus führten zum Widerstand in der Bevölkerung. Einer derjenigen, die sich offen gegen die Willkür der Herrscher und Behörden auflehnten, war der Bayerische Hiesel, mit bürgerlichem Namen Matthäus Klostermayr. "Bayerischer Hiesel" hieß er deswegen, weil er, vom bayerischen Lechrain kommend, sein Unwesen oft in den schwäbischen Herrschaften trieb.
Er wurde 1736 in Kissing bei Augsburg geboren und arbeitete als Bauernknecht. In dieser Zeit begann er zu wildern und gründete seine erste Wildererbande. 1765 musste er wegen Wilddiebstahls eine Zuchthausstrafe abbüssen.
Bis dahin waren seine Vergehen noch gewaltfrei. Nach seiner Entlassung schaffte er die Rückkehr zu einem bürgerlichen Leben nicht. Er begann mit seinen früheren Kumpanen nun zu rauben und zu morden. 1771 wurde er in Osterzell bei Mindelheim festgenommen und in Dillingen hingerichtet.
Die Bevölkerung trauerte ihm nach, weil er als eine Art "Robin Hood" empfunden wurde, der den Reichen nimmt, um es den Armen zu geben. Auch gebot er dem Wildschaden Einhalt, der die Bauern um ihre Ernteerträge brachte. Dieser Beliebtheit ist es zu verdanken, dass schon kurz nach seinem Tod Hiesel-Lieder in der Literatur nachweisbar sind. In vielen dieser Lieder, die bis heute gesungen werden, identifizieren sich die Sänger in der "Ich-Form" mit der Freiheitsliebe und dem Widerstand gegen die Obrigkeit, die in den Bildern und Wendungen der Liedstrophen deutlich werden.(WK)

  1. Bin i der Boarisch Hiasl, koa Jager hat a Schneid, / der mir mei Feder und Gamsbart vom Hiatl obakeit! / Tra-la-la-la-la-la-la. Tra-la-la-la-la-la! / Der mir mei Feder und Gamsbart vom Hiatl obakeit!
  2. Im Wald drauß' is mei Hoamat, im Wald drauß' is mei Lebn, / da schiaß i Reh und Hirscherl und Wildschwein a daneben. / Tralala …
  3. I bin da Fürst der Wälder, koa Jaga is ma gleich, / so weit der Himmel blau is, so weit geht a mei Reich. / Tralala …
  4. Das Wild auf weiter Erde ist freies Eigentum, / drum laß ich mich nicht hindern, denn wer's net schiaßt, is dumm. / Tralala …
  5. Es gibt koa schöners Leben, wia ich führ auf der Welt, / die Bauern gebn mir z'Essn, die Bauern gebn mir's Geld. / Tralala …
  6. Ich schütze ihre Felder mit meine tapfern Leut, / und wo ich hinkomm' schrein sie: Da Hiasl, unser Freund! / Tralala …
  7. Am Berg, da steig i auffe, wia's Vogerl aufn Bam, / den Jaga möcht i kenna, der mir da nachakam'. / Tralala …
  8. Und kommt die letzte Stunde, dann schliaß i d'Augn zua, / da habn de Schergn und Jaga zum ersten eahna Ruah. / Tralala …
  9. Da werd sich's Wild vermehren und springen kreuzwohlauf, / und Bauern werden ruafen: "Geh, Hiasl, steh do auf!" / Tralala …

Qu: Die Melodie unseres Liedes findet sich als Schottisch in vielen Handschriften um 1875-1890, z.B. in Aichach, in der Holledau, im Mühldorfer Land und in München.Kiem Pauli hat in seiner "Sammlung Oberbayerischer Volkslieder" (München 1934) eine Reihe Boarisch-Hiasl-Lieder mit verschiedenen Texten und Melodien veröffentlicht. Neufassung (Text und Melodie) EBES um 1990. Dr: Bezirk Oberbayern: Balladen, Moritaten und gesungene Geschichten IV. München 1993. S. 6. TA: Moritatensänger des VMA; Haar 17.8.1995.