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Text zu: "Jetzt wern ma oans singa" - Der Wirtssepperl z'Garching

Eine Zeitungsumfrage brachte das Ergebnis, daß die Geschichte vom "Wirtssepperl z'Garching" in den 1930er Jahren im Osten Oberbayerns in mehreren Fassungen gesungen wurde - teilweise auch in der Ich-Form. Vermutlich 1848 (Mattenham/Ndb.) und 1853 (Aufkirchen/Obb.) gibt es die ersten Erwähnungen des Wirtssepperl in Liedertexthandschriften - 9 und 4 Jahre vor seinem Tod. Um 1890 zeichnen Hartmann und Abele in München-Haidhausen Text und Melodie auf. 1913 wird wohl erstmals eine Liedform gedruckt (Zeitschrift "Deutsche Gaue"). Nach dem 1. Weltkrieg begann die romanhafte Verarbeitung des Stoffes (z.B. durch Josef Dirscherl u.a.) in vielerlei Form.
Joseph Wasserburger (15.11.1788-1.7.1857) - der "Wirtssepperl z'Garching" - war der älteste Sohn der Wirtsleute Franz-Joseph und Constantia Wasserburger in Garching an der Alz. Er erlernte das Metzgerhandwerk und - anstatt das elterliche Anwesen zu übernehmen - packte ihn die Reiselust. Zudem war er ein besessener "Zithernschlager". Viele Geschichten wurden von ihm erzählt, immer auch ging es um seine Freiheitsliebe in schwieriger Zeit, seine Musikalität, Kraft und Lebensfreude.
In Zeiten, in denen die Menschen von Krieg und Militärdienst bedrängt waren, sind immer wieder Lieder entstanden und/oder haben sich verbreitet, die von einzelnen jungen Männern berichten, die sich dem Militär- und Kriegsdienst entzogen haben. Daß Joseph Wasserburger ein Deserteur war, ist nicht belegt und aufgrund der Forschungen von Fritz Demmel (Geschichte und Geschichten aus der Gemeinde Garching an der Alz. 1999. S. 464 ff), der detailliert die vorhandenen Quellen zusammengetragen und ausgewertet hat, sehr unwahrscheinlich. Vielmehr kann er nachweisen, daß ein Joseph Wasserburger im Jahr 1813 aus der Militärpflicht rechtmäßig entlassen wurde.
Trotzdem ist die Deserteur-Geschichte im Lied lebensnah beschrieben - so wie sie vielen hundert jungen Menschen zur Lebenszeit des Wirtssepperl passiert ist, denen keine weibliche Einflußnahme die Strafe erspart/vermindert hat. Wohl hat das Wirtssepperl-Lied zumindest gängige Fragmente von Deserteur-Liedern des frühen 19. Jahrhunderts übernommen. Hier gewinnt die Hoffnung der Menschen im Lied ihren Ausdruck, die Sehnsucht nach Freiheit, Selbstbestimmung und friedlichem Leben - dafür scheint auch die Zither des Wirtssepperl Ausdruck zu sein.

  1. Jetzt wern ma oans singa, a Liadl, a neuchs, / zweng an Wirtsepperl z'Garching und zweng seiner Schneid, / zweng an Wirtsepperl z'Garching und zweng seiner Schneid.
  2. Vom Wirtsepperl z'Garching habts gwiß scho was ghert, / |: aba an Kini vo Boarn is a dreimal desadert. :|.
  3. Aba da Kini vo Boarn hat an Steckbriaf ausgebn, / |: zwengan Wirtsepperl z'Garching, zweng sein lustinga Lebn. :|.
  4. Aba d'Steckbriaf san ganga bergauf und berga, / |: geh i umi auf Kraiburg, san d'Steckbriaf scho da. :|.
  5. Jetzt bin i halt ganga auf Dorfener Bruck, / |: und mei altboarisch Hüatl, aba des han i gruckt. :|.
  6. Jetzt han i halt eikehrt bein Dorfana Wirt, / |: i drah mi glei um, stenga d'Schandarm hinta mia. :|.
  7. Und da wolltns mi bandln, wolltn mi aufi am Wagn, / |: da ha is glei gschmissn, daß Tschako san gflogn. :|.
  8. Endli hams mi do bandld, ham mi aufi am Wagn, / |: muaß da Wirtsepperl z'Garching auf Mühldorf nei fahrn. :|.
  9. Muaß da Wirtsepperl z'Garching auf Mühldorf neifahrn, / |: aba d'Vögal am Bam ham d'Liadln valorn. :|.
  10. Und da Landrichta z'Mühldorf schaugt mi kloavodraht o, / |: "Bist da Wirtsepperl z'Garching, na bist da Recht scho." :|.
  11. Aba d'Landrichterin z'Mühldorf schaugt mi ar a so o, / |: und an Wirtsepperl z'Garching hängts ma net solang o. :|.
  12. Und da Landrichta z'Mühldorf hat ma 's Urtl gsprocha, / |: bai i 's Deandl net laß, gehts dahi auf d'Wocha. :|.
  13. 's Deandl is net da, sie is in Etting untn, / |: hat sei Meßbüachi gschickt, is mit Gold eibundn. :|.
  14. Hat sei Meßbüachi gschickt und a Briafei dazua: / |: "Aba sei ma net trauri, mei eigsperrta Bua. :|.
  15. Aba sei halt net trauri, mei eigsperrta Bua, / |: und kehr bei mein Fensta auf d'Woch wieda zua." :|.
  16. Und da Wirtsepperl z'Garching is auf und davo, / |: weil d'Landrichterin z'Mühldorf 's Woana so ko. :|.
  17. Und da Wirtsepperl z'Garching, um den is net gfeit, / |: bal a Zithern net hat, is a Deandl, des'n freut. :|.

Qu/Dr: " Sammlung Oberbayrischer Volkslieder" herausgegeben von Kiem Pauli. München 1934. S. 360-362. "Den Text habe ich von Georg Queri erhalten; Buchberger zwischen Gmund und Tegernsee sang das Lied immer. Dr. Georg Hirth wohnte bei Buchberger lange Jahre." TA: Sepp Linhuber (Eggstätt) und Franz Xaver Taubenberger (Holzkirchen), Gitarrenbegleitung EB, Trachtenheim Hittenkirchen 4.11.1991.