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Text zu: Der höchst ehrenden Aufforderung des k. k. Bibliothekars

Der höchst ehrenden Aufforderung des k. k. Bibliothekars
Herrn Alois Josef Hammerle nachkommend, wagt es meine Wenigkeit, dem Wunsche, meine Biographie niederzuschreiben, so gut wie möglich zu entsprechen.
Ich Christoph Josef Achleitner, Schullehrers=Sohn aus Frasdorf, ehemals gräfl. Preysing'sches Patrimonialgericht Prien, jetzt Bezirksgericht Rosenheim, bin geboren den 13. Jänner 1823.
Meine Schulbildung erhielt ich von meinem Vater Ludwig Achleitner, der 52 Jahre in meiner Heimat Lehrer war. Auch Klavier= und Violinunterricht ertheilte mir derselbe. Mit dem 10. Jahre versah ich schon zur Adventzeit die sogenannten Engelämter mit Orgelspiel und Gesang um 6 Uhr Früh in der dreiviertel Stunden entfernten Filialkirche Umrathshausen. Es ging mir da viel besser, als wenn ich in Gegenwart meines strengen Papa's in der Pfarrkirche eine Cadenze ohne weitere Variation zu oft wiederholte, dann flog der gute Sepperl wohl geschwind mit einer Ohrfeige bedacht über den sehr erhabenen Orgelstuhl. Am meisten geplagt war ich mit Bühlers lateinischen Messen und deren gezifferten Baße. Gerechter Gott! wie viel bekam ich Ohrfeigen.
Im 12. Jahre kam ich zu des Vaters Bruder nach Pfaffenhofen, der ebenfalls Lehrer daselbst war. Ich sollte mich im Aufsätze machen üben, was aber sehr selten geschah, sondern ich wurde als Mörtelbube verwendet, weil der gute Onkel eben im Umbaue seines Hauses beschäftigt war. Bei häuslichen Arbeiten wurde ich auch überall verwendet, sogar Bodenaufputzen mußte ich. Meine musikalischen Vorstudien gingen beinahe zu Grunde, nur die Violine cultivierte ich noch ein Bischen in Rosenheim bei einem gewissen Herrn Altmannsperger, der ein sehr guter Geiger war. Aber auch dieses ging bald nicht mehr, denn meine Finger konnte ich bald nicht mehr gerade biegen ob der Mörtelarbeiten bei dem Baue.
Endlich erbarmte sich mein guter Großvater über mich, wenn ich ihm manchmal klagte, daß mir die Finger wegen des Kalkes aufgesprungen seien. Derselbe war auch Lehrer und lebte damals in Rosenheim in Pension. Er sandte meine gute Großmutter zu meinen Eltern mit der dringenden Bitte, mich augenblicklich von meinem Posten abzurufen, was auch in Bälde geschah.