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Text zu: Nun mußte ich mich entschließen, einen Stand zu wählen.

Nun mußte ich mich entschließen, einen Stand zu wählen.
Ich wählte den Lehrstand und kam im Herbste 1836 nach Rosenheim zu dem Präparanden Lehrer Bayerlacher. Dort verweilte ich zwei volle Jahre. Das dritte Vorbereitungsjahr beschloß mein Vater, mich nach Kraiburg zu Herrn Lehrer Seidelbeck bringen zu lassen. Da ging es mir sehr gut. In der Kirche entzückte ich durch meine herrliche Altstimme. Auch übte ich mich im Violon= und Violaspiele. Kurz, hier geschah in jeder Richtung etwas. Leider wurde ich von der kgl. Regierung als bevorzugt erkannt und mußte schon nach einem halben Jahre Kraiburg und den guten Unterricht in jeder Richtung verlassen. Ich kam nach Stephanskirchen bei Ampfing und Mariadorfen als Schulverweser. Dort verweilte ich bis zum Herbste, wo ich dann die Aufnahmsprüfung in's Schullehrerseminar in Freising ablegte und auch bestand und im November 1839 in meinem 16. Jahre in das Seminar trat.
Unsere täglichen Ferialstunden verbrachte ich nur im Musikzimmer. Ich übte mich auf allen Instrumenten und konnte mich auch bald überallhin verwenden lassen. Mein Hauptinstrument aber war die Violine. Ich stand auch bei unseren großen Concert=Aufführungen immer bei der ersten Violine, spielte auch mit Präcision das Concert von Fränzl mit Orchesterbegleitung bei einem Cäcilienfeste in meiner Heimat.
Im August 1841 verließ ich für immer diese Anstalt und erhielt mein erstes Anstellungsdecret von der kgl. Regierung nach St. Zeno bei Reichenhall als Hilfslehrer.
Von da wurde ich nach einem Jahre abberufen, auf die Bitte eines gewissen Schulbeneficiaten Reiser in Farchant bei Garmisch und Partenkirchen. Hier war mir denn reichliches Feld gegeben, meine musikalischen Kenntnisse zu verwerthen. Es war nur eine gute Orgel und zwei Sängerinnen vorhanden, sonst kein einziges Instrument. Bis in drei Monaten aber sah es ganz anders aus. Ich gab den jungen Leuten des Dorfes täglich Abends von 7 bis 10 Uhr Musikunterricht. Bald nach meiner Ankunft wurden die Gelder vertheilt, welche die Dorfbewohner durch eine große Sammlung erhielten für ihr durch den Milzbrand gefallenes Vieh. Bei dieser Vertheilung mußte ich gegenwärtig sein und bekam eine so enorme Summe geschenkt, daß ich alle zur Kirchenmusik nothwendigen Instrumente anschaffen konnte. Alle übrigen Instrumente zur Blech= und türkischen Musik wurden von Liebhabern angekauft. Jetzt war ich in meinem Elemente.
In allen umliegenden Ortschaften regte es sich jetzt auch nach Vervollkommnung ihrer schon bestehenden Musik.
So hatte ich nach drei Jahren die Freude und das Bewußtsein, die edle Musik in einem weiten Umkreise veredelt zu haben.