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Text zu: Nun ging's nach Cypern,

Nun ging's nach Cypern,
wo ich nach dem Hochamte in der prachtvollen Kathedrale beim Weihwasseraustheilen die Ehre hatte, die Orgel spielen zu dürfen. Darnach tranken wir guten Cypernwein im Kloster, freilich nur in Dessertgläschen. Als ich auf dem Heimwege Larnaia wieder besuchte, war der Namenstag Napoleons. Ich ging nicht mehr auf den Chor, sondern ganz vor. Und was erlebte ich da? Als die hl. Wandlung begann, spielte ein Pater= oder Frater=Franciskaner mit gedämpfter Orgel einen ganz flotten, weltbekannten "Strauß=Walzer." Mich riß es beinahe um. Den Orientalen war aber das keine Ueberraschung, weil sie eben diese Art Musik nicht verstehen.
Wir passirten den Carmel, kamen bei Tyrus und Sydon vorbei und erblickten endlich in weiter Ferne das blendend weiße hochgelegene Jaffa, das Joppe des alten Testaments. Unsere Landung war eben deßhalb noch nicht verbrieft und gesiegelt, sowie mir gesagt wurde, kommt es bei stürmischem Wetter öfters vor, daß das Dampfschiff wieder Kehrteuch macht und dann in Carmel landet und dann wird die Reise von dort mittelst Kamel, Pferd oder Esel gemacht. Die Brandung ist nämlich dort eine solch ungeheuerliche und die Vorrichtung zur Aufnahme der Reisenden eine so primitive, daß es eben, wie gesagt, so kommen kann. Wir hatten Glück und konnten ungefährdet dort landen. Du lieber Gott, was gab es da alles zu sehen! Ich begab mich in's Kloster und meldete, daß ich nach Jerusalem reisen wollte, und zwar in Gesellschaft. Wir landeten ungefähr um zwei Uhr. Um fünf Uhr bestiegen wir schon unsere Pferde mit türkischen Sätteln und Steigbügeln und Troddelwerk in Hülle und Fülle. Ich war in Hellas schon viel geritten, aber diese Reitweise war wieder eine ganz andere. Gegen Abend trafen wir in Arimathea ein, stiegen im Kloster ab und sättigten uns dort mit einem guten Hammelbraten. Darnach legten wir uns auf die Klosterterrasse und schlummerten ein wenig unter dem prachtvollen Mondenscheine. Um 10 Uhr brach die kleine von mehreren Beduinen begleitete Karawane wieder auf. Der liebe Mond ging unter und das war ein gar schauerliches Reiten durch die jetzt sich nähernden Gebirge. Wenn von unseren Beduinen eine herannahende uns entgegenkommende Karawane gewittert wurde, so sprengten sie derselben entgegen und erkundigten sich, ob Freund oder Feind. Es war vielleicht 12 oder 1 Uhr Nachts, da fiel in einiger Entfernung ein Schuß. Wir hielten plötzlich unsere Thiere an. Es konnte aber nicht festgestellt werden, welchen Zweck der Schuß hatte.
Einen gar schauerlichen Anblick gewährt eine Truppe Beduinen mit ihren 18 bis 20 Fuß langen Lanzen, mit einer Stahlspitze und mit schwarzen Straußfedern geschmückt, wenn sie so in feierlich stiller, aber finsterer Nacht vor einem vorbeireiten. Wir zogen nach einigen Worten wieder friedlich unseren aller Beschreibung spottenden schlechten Weg. Endlich fing es an zu grauen und mit jeder Minute steigerte sich meine Neugierde, denn bis 4 Uhr Früh sollten wir schon die Stadtthore passirt haben. Mit Anbruch des Tages hatte ich auch vollends zu thun mit dem Schauen und Betrachten all der tausenderlei Dinge, die mir alle neu waren. Vor allem waren es die kahlen Berge und Gebirge, größtentheils alle ganz roth, die uns rings umgaben. Selbst Reineke war schon auf seinen Raubfüßen und troddelte ganz gemüthlich und ohne Scheu seine Wege.
Den überwältigenden Eindruck, welchen nun das Auftauchen der heiligen Stadt in mir wach rief, ist mir unmöglich zu beschreiben, und gehört auch weniger oder mehr nicht hieher. Ich quartirte mich im Franziskaner=Kloster ein und legte mich nur ein Paar Stunden zur Ruhe. Gegen Mittag machte ich meine Aufwartung beim österreichischen Generalconsul Pizzomano. Hier traf ich auch den Naturforscher Dr. Rott aus München, mit dem ich nachgehends viele Excursionen machte. Bei Herrn Pizzomano war ich die 10 Tage, wo ich in der heiligen Stadt verlebte, stets Mittags und Abends in der liebenswürdigsten Weise zu Tische geladen. Abends wurde dann musicirt auf dem Piano und der Zither und gesungen. Selbst mein chromatisches Posthorn überraschte einmal in einiger Entfernung die kleine Gesellschaft. Ich stieg nämlich auf einen Feigenbaum, um etwas erhöhter blasen zu können. Bald war ich von einer Menge Türken und Arabern jeden Alters umstellt. Der liebenswürdige Herr Consul befreite mich recht bald aus dieser nicht ganz angenehmen Situation.