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Text zu: Schwärzerlied - "Aber Leutln, mirkts a bisserl auf ..."

In dieser unglaublichen Geschichte schmuggelt ein böhmischer Bauer die gerade verstorbene alte Bäurin um die Mitternacht zurück in ihr Geburtsland (Bayern?). Der Schmugg-ler (= Schwärzer) begegnet mit seiner Schuggelware (= Contraband) den auf Beute lauernden Zöllnern (= Grenzler, Mautner), lässt die in ein Leintuch gehüllte Tote zurück und flieht - während die Zöllner an der vermeintlich großen Beute wenig Freude haben.

  1. Aber Leutln, mirkts a bisserl auf, i will enk was verzähln, / a Stückerl von ran Contraband, in Böhmen drinn is gschehgn. / In der kaiserlichen Grenz, / da gibts Jager in Constenz, / de hamt a böhmisch Stückerl gmacht, für d'Mautner recht was Schöns.
  2. In Böhmen war a Bauer drinn, und ich erzähl allhier, / der hat a alte Bäurin ghabt, a alte in Quartier. / Solang de Alt hat glebt, / hat er sie treu verpflegt, / und wia de Alte gstorbn is gwen, da hätt er sie gern weg.
  3. Solang de Alt beim Leben war, hat er die Lastn tragn, / und wia de Alte gstorbn is gwen, da möcht ers gern begrabn. / Er denkt in seinem Sinn: / "Ja, wo ghört de Alte hin? / Ei dort, wo sie geboren is, da bring i's wieder hin."
  4. Der Bauer packt die Sachan zamm und hat sie guat versteckt, / aber erst um Mitternacht, da bringt er 's Weiberl weg. / Er geht halt dort hinein, / wo die Grenzaufseher sein, / aber dass er si was z'fürchtn hätt, des fallt eahm gar net ein.
  5. Und de Grenz(l)er ham si mitanand in Anstand guat versteckt, / wenn bei da Nacht a Schwiaza kimmt, so nehmas eahm d'War glei weg. / Jetzt kimmt der Bauer ebn / mitsamt seim Weiberl aus Böhm, / da hoaßts glei: "Halt, was hast denn da, den Binkl müaß ma sehgn!"
  6. Und der Bauer voller Ängsten denkt: "Ja, jetzt is gfeit für mi!" / der lasst da glei des Binkl falln und lasst sei Weib in Stich. / Er hat si hoamli denkt: / "Jetzt habts enk aba brennt, / wenns wissats, was da drinna war, es warts so schnell net grennt."
  7. Und de Mautner voller Freuden sehr, de habn koa Rast, koa Ruah, / de nehman glei den Contraband und gehn dem Mautamt zua. / Se warn so voller Freud / mit der so großen Beut; / dass a bisserl eigschaut hättn, zu den hat koaner Zeit.
  8. "Herr Mautner, stehns a bisserl auf, an Contraband habns hier, / an Schwiaza hätt ma a drapiert, der is uns abmarschiert. / Da ham ma jetzt de War, / da fehlt si gwiß koa Haar, / und was da drinn vorhandn is, des sehgn mir a ganz klar."
  9. Und der Mautmo, der tuat 's Leintuach weg, da siahgt eahm gar nix gleich, / da hän si bald allsammti gschreckt an dem verstorbna Weib! / Da Mautna will sie fragn, / doch 's Weiberl ko nix sagn, / |: vermutlich hams den Contraband in d'Erdn eini grabn. :|

Qu: KP, S. 164-166, "Bekommen von den Geschwistern Schiefer, Laufen, Oberbayern, gesungen von den drei Brüdern, Schorsch 78 Jahre, Pauli 77 Jahre und Loisl Weiß 66 Jahre alt." TA: Hans Auer (auch Akkordeon), Hammerau; Schorsch Kötzinger, Inzell; 19.2.1993, Rathaus Inzell, TRL 0232.