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Text zu: Suppenmoserlied - "Frisch auf, ihr Kameraden mein ..."

Sieben Wildschützen werden von ca. 30 Jägern und Jagdhelfern in einer Hütte am "Kiemberg" gestellt und in Traunstein gefangen gehalten. Was mit dem einen, den Jägern widerstehenden Schützen geschah, bleibt unklar. Im Gefängnis beklagen sie traurig die fehlende Freiheit und bedenken ihr bisheriges Leben angesichts ihres ungewissen Schicksals bei der bevorstehenden Strafverbüßung.

  1. Frisch auf, ihr Kameraden mein, / mit mir in grünen Wald, / wo viele Hirsch und Gamslein sein, / a Freud, wenns zammafalln! / A lustigs Lebn, i kunnt das sagn, / wenns zammafalln, mit uns hoamtragn, / mir nehmas aufn Buckl nauf / und gehn damit nachhaus.
  2. Siebn Kameradn san uns fort, / frisch an den Kiemberg zua, / dort is a guata Wildbratort, / a Schneid muaßt habn, mei Bua! / Ja, ja, a Reh is uns scho gfalln, / is uns no zweng, muaß öfter schnalln, / wir bleibn üba Nacht allhier / und morgen schiaßn wir.
  3. In a Hüttn geh ma nei / und zündn a Feuer o, / mir ham Brot und Branntwei, / san lusti allwei dro, / wir kochn uns a Muas dazua / und legn uns dann zua süaßn Ruah / und bleibn üba Nacht allhier / in diesem Nachtquartier.
  4. Auf oamol kemman d'Jaga und schrein: / "Machts auf no gschwind, / es san uns wohl bei 30 Mann, / die Hüttn is ganz umringt, / jetzt gebts euch gfanga mitanand, / sunst brenna mir die Hüttn zamm. / Kommts nur heraus, mit ins müaßts geh, / sischt werds viel Unglück gebn."
  5. Nur oana hat sich tapfer gstellt, / der hat sich gwehrt aufs Leben, / a frischa Bua wohl auf der Welt, / wollt sich net glei ergebn; / ruaft seine Kameradn auf: / "Wehrts euch aufs Lebn, sunst is aus, / sunst werns uns a glei gfanga habn, / und neamad woaß wia lang."
  6. Die andern ham sich gleich ergebn, / erschreckt durch so viel Leut, / und wias hat a jeda gsehgn, / hat koana mehr a Schneid. / Jetzt müaßn alle gfanga sei, / nach Traunstoa in den Kerker nei, / und wias da geht, des woaß niemand, / in einem fremden Land.
  7. Ach, liebe Brüader und Schwesterlein, / was denkt ihr euch all, / wie wird euch um die Herzn sein / wegn unsern bösn Fall. / Auf alle Schützn betn wollt, / wenn ihr uns nicht mehr sehen sollt, / die mit uns öfters gangen sein / in grünen Wald hinein.
  8. Wir sind jetzt geschränket ein, / und habn, was sie uns gebn. / Wenn andre Menschen lustig sein, / habn wir ein traurigs Lebn. / Wir wissen a koa Zeit und End, / wenn sich das böse Schicksal wendt, / und wias uns geht zu dieser Zeit / in der Gefangenheit.
  9. Die Ketten drücken schrecklich schwer / an Händn und an Füaßn, / wie traurig, nun koa Wildbrat mehr, / nun müssen wir fest büßn, / an kaltn Mauern festgemacht, / es is der Tag wia Mitternacht. / O Menschn, schenkts uns ein Gebet, / das durch die Mauern geht.
  10. Wir wünschen alle gute Nacht, / was Wildbratschützn sein, / tuats net so schnell, wias mia ham gmacht, / geht nicht so keck darein. / Ob wir noch sehn das Vaterland, / des woaß nur Gott und sunst niemand, / ob nicht der Tod uns schaffet Ruh / und g'richtet sind dazu.
  11. Ein schönes Beispiel geb'n wir euch, / ihr Kameraden all, / woran ihr könnt hüten euch / vor diesem bösen Fall. / Verlasst euch nicht auf Stärk und Kraft, / denkt, dieses hat euch Gott verschafft, / er kanns euch nehmen, ach, sehr gschwind, / weil mir nur Menschn sind.
  12. A Lust und freies Lebn, / des hat bei uns a End, / so wird es allen gehen, / die Gott nicht recht erkennt. / Das freie Lebn bringt Schwierigkeit / allhier und in der Ewigkeit. / Die Gottheit kommt nur aus dem Sinn / und bringt uns soweit dahin.
  13. Ja, schwache Menschen, spiegelt euch / an unserm Lebenslauf / und kämpfet um das Himmelreich, / das Leben hört sich auf. / Bhüat euch Gott vorm Wildbestand, / und zieht nicht ab von Gotteshand, / das Gwissn leucht uns jetzt ein, / seit wir gefangen sein.
  14. Zum B'schluß wir auch noch schuldig sein, / zu bitten euch nochmal, / Eltern, Freunde und Geschwisterlein / in diesem Jammertal, / von Kindheit aus seid ihr betrübt / und sorgt für jedn Augenblick, / dies alles uns vom Herzn reut / bis in die Ewigkeit.

Qu: KP, S. 88-93, "Handschriftlich von Eder Johann, Zell bei Ruhpolding, 1927. Gleiche Melodie wie das Tegernseer Wildschützenlied: Juhe, frisch auf! Melodie aufgeschrieben von Herrn Prof. Kurt Huber, München. Er hat das Lied von Inzell. Man kann hier sehen, wie das gleiche Lied auf ganz verschiedene Melodien gesungen wird." Bei KP mit anderer Melodie im 4-stimmigen Satz für Männer abgedruckt. TA: Rohrdorfer Sänger: Konrad Thalmeier, Andreas Wiesböck, Anton Stadler (auch mit Zither), Werner Graxenberger, Rohrdorf; 10.5.1992, Trachtenheim Hittenkirchen, TRL 0174.