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Quellenhinweis zu: Lied eines griechisch-bayer'schen Freywilligen

Hier kommt nun im Gegensatz zu den Liedern der zwangsweise rekrutierten Soldaten die ganze Freude eines Freiwilligen zum Ausdruck, der sich auf den Marsch nach Griechenland freut. (JM)
Erklärung zu Strophe 4: Die "Sieben Weisen", eine Gruppe von Gelehrten und Politikern. Ihr gehörten nach Platon an: Thales von Milet, Pittakos von Mytilene, Bias von Priene, Solon von Athen, Kleobulos von Lindos, Myson von Chenai, Chilon von Sparta. (WB/WK)

  1. Ich kenn' ein Land, so wunderschön, / Wo Palmen und Oliven steh'n, / Und wo der Tanne dunkles Reis / Dem starken Sieger ward zu Preis; / Dorthin laßt uns, ihr Brüder, zieh'n, / Dort wird ein neues Glück uns blüh'n.
  2. Ich kenn' ein Land, das manchen Held / Für's Vaterland zum Kampf gestellt, / Wo der Soldat mit heiterm Muth / Zum Opfer hat gebracht sein Blut; / Dorthin laßt uns, ihr Brüder, zieh'n, / Wie die Spartaner treu und kühn.
  3. Ich kenn' ein Land, wo sich die Kunst / Erfreut des Himmels höchster Gunst; / Wo noch der Tempel stolzer Bau / Hinaufstrebt in des Himmels Blau; / Dorthin laßt uns, ihr Brüder, zieh'n / Wo früh der Bildung Sonne schien.
  4. Ich kenn' ein Land, wo sich mit Kraft / Empor einst schwang die Wissenschaft; / Wo sieben Weise einst gelehrt, / Die noch die späte Nachwelt ehrt; / Dorthin laßt uns, ihr Brüder, zieh'n, / Und unser Herz für Weisheit glüh'n.
  5. Ich kenn' ein Land, das jüngst sich frey / Gemacht vom Joch der Tyranney, / Wo Christ und Moslemim gekriegt, / Das Kreuz den Halbmond hat besiegt; / Dorthin laßt uns, ihr Brüder, zieh'n, / Wo Gott den Seinen Sieg verlieh'n.
  6. Ich kenn' ein Land, wo heiß geliebt, / Ein junger Held Gesetze giebt, / Der Unterthanen Herz besitzt, / Von deutschen Kriegern treu geschützt; / Dorthin laßt uns, ihr Brüder, geh'n, / Denn Otto's Reich soll ewig steh'n!

Qu: Der Text dieses voll überschwänglicher Erwartung und begeisterten Freude strotzenden Liedes machte wohl auch Propaganda für die Anwerbung von Freiwilligen aus deutschen Landen für den Militärdienst in der Armee König Ottos (gedruckt unter "Lieder eines griechisch-bayer'schen Freywilligen" in der Zeitung "Die Bayer'sche Landbötin, 30. Juli 1833". Wir haben versucht, eine Melodie aus zeitgenössischen Motiven zu unterlegen, u.a. nach dem Eingang des populären Hobelliedes "Da streiten sich die Leut herum" aus dem Zaubermärchen "Der Verschwender" von Ferdinand Raimund und Konrad Kreutzer (Wien 1833/34), zu dem F. M. Böhme (Volksth. Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jh., Leipzig 1895, Nr. 676) anmerkt: "Auf die äußerst beliebt gewesene Melodie wurden zahllose ... Gelegenheitsgedichte gemacht und gesungen". EBES 2008. TA: Burgmayr Florian, Warngau; Leonhard Meixner, Vagen; Martin Prochazka (Gitarre); VMA 30.4.2011.