Navigation überspringen.
Startseite

Quellenhinweis zu: Abfahrt der Bayern nach Griechenland

In diesem menschlich sehr zu Herzen gehenden Dialoglied kommen die Probleme des nach Griechenland abkommandierten oder zwangsverpflichteten Soldaten zum Ausdruck: Der Mann befürchtet, im Kampf Menschenblut vergießen oder gar Menschen töten zu müssen, wenn er auf Befehl seine Pflicht tut. Zudem ist in einer eventuellen Auseinandersetzung mit dem türkischen Heer sein Leben bedroht. Die Mutter (oder Frau/Freundin) mahnt ihn, nicht wie ein Barbar, sondern wie ein Christ zu handeln. Sie fürchtet sich wie er vor der bevorstehenden Trennung und dem Alleinsein ohne gegenseitige Unterstützung - wie bei vielen Familien im Lande, deren Söhne als Soldaten dienen (müssen). Gemeinsam ist die Hoffnung auf eine gesunde Wiederkehr. (ES)

  1. Ach, wie hat das Schicksal mich getroff'n, / Daß es mich so kränken thut! / Ich muß fort in das griechische Heere ziehn, / Muß vergießen Menschenblut. / |: Nun adje, nun adje, nun adje, adje, adje, / Nun adje, Schatz lebe wohl! :|
  2. "Schatz, ach Schatz, vergieß nicht so viel Blut, / Handle nicht wie ein Barbar! / Und gedenk an die Christenheit der Lieb, / Bis der Streit wird einst seyn gar. / |: Nun adje, nun adje, nun adje, adje, adje, / Nun adje, Schatz lebe wohl!" :|
  3. Ich handle nur nach meiner Pflicht, / Thu auch nur nach mein Befehl, / Und das türkische Heer so erbittert strebt / Nach meinem Leben schnell. / |: Nun adje, nun adje, nun adje, adje, adje, / Nun adje, Schatz lebe wohl! :|
  4. "Schatz, ach Schatz, wir sind nun ganz allein, / Niemand reicht uns keine Hand," / Bis wir wiederum nach Hause seyn / In unser Deutsches Vaterland. / |: Nun adje, nun adje, nun adje, adje, adje, / Nun adje, Schatz lebe wohl! :|
  5. O wie mancher Vater klaget schon / Um sein herzallerliebstes Kind! / "Manche Mutter weint um ihren Sohn / Weil sie von ihm getrennt!" / |: Nun adje, nun adje, nun adje, adje, adje, / Nun adje, Schatz lebe wohl! :|

Qu: Den Text mit dem Titel "34. Abfahrt der Bayern nach Griechenland" und der Jahresangabe "1833" bringt Franz Wilhelm Freiherr von Ditfurth in seiner Sammlung "Historische Volkslieder Band III. Die historischen Volkslieder von 1815 bis 1866" (Nürnberg 1872, S. 52) mit dem Hinweis "Mel.: Wenn ich an den letzten Abend gedenk ...". Dieses Abschiedslied war nach den Belegen im Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg wohl in ganz Deutschland im 19. Jahrhundert bekannt und um 1830 in mehreren Liederbüchern vertreten. Eine (Um-)Dichtung auf diese volkläufige Melodie mit Kritik (zwischen den Zeilen) an der Abkommandierung von bayerischen Soldaten nach Griechenland bezeugt die Wichtigkeit der Soldatenproblematik für die einfachen Familien. Zusammenführung Text und Melodie (Erk/Böhme: Deutscher Liederhort. 1894. Nr. 555) und Gestaltung EBES 2008. TA: Hannes (auch Gitarre) und Anna Janßen, Lenggries; VMA 10.9.2010.