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Quellenhinweis zu: Festgedicht zur Vermählung seiner Majestät ...

Ottos Heirat war eine hochpolitische Angelegenheit: Eine Verbindung mit einer der alliierten Großmächte schied wegen der dann gestörten Balance in Europa aus. Der englische Außenminister Lord Palmerston argumentierte für eine Prinzessin aus einem der deutschen Kleinstaaten. "Eine solche wurde es dann auch: Amalie, die Tochter des Großherzogs von Oldenburg. Otto hatte die hübsche liebenswürdige und (wie er sofort feststellte) sehr energische 18jährige Prinzessin während der Kur kennen gelernt" (Wolf Seidel, Bayern in Griechenland). Die Vermählung fand am 22. November 1836 statt. (JM)

  1. Nach des Kampfes wildem Toben, / Durch der Freiheit Stolz erhoben, / Steht das Volk der Griechen da. / Von des Kekrops Burg hernieder / Tönen frohe Siegeslieder, / Hallen wieder, fern und nah.
  2. Doch der Zwietracht feindlich Walten / Hält das edle Volk gespalten. / Hellas weint den alten Schmerz, / Bis vom fernen Abendlande / Den geliebten Sprossen sandte / Eines Königs großes Herz.
  3. Hohen Klang in deutschen Landen / Hat der Name des Gesandten. / Seiner Väter ist Er wert, / Otto's aus dem Schyrenhause, / Den die Veroneser Klause, / Den die deutsche Sage ehrt.
  4. In der Brust die deutsche Treue / Gibt er sich zur edlen Weihe, / Faßt das zukunftschwere Los / Und im Kreuze der Hellenen / Wacht und schüttelt seine Mähnen / Bayerns Löwe makellos.
  5. Von des Palamedes grauen / Felsen jubeln sie und schauen / Des geliebten Königs Zug / Und des Golfes Wogen rauschen / Und die schlanken Pinien lauschen. / Hellas Jubel ist kein Trug.
  6. Friede bringt er ihren Hütten, / Ordnung, Milde ihren Sitten, / Knüpft der Eintracht holdes Band. / Und des Lebens schöne Güter / Kehren, längst entflohen, wieder / In das kampfzerrissne Land.
  7. Doch der schönste Schmuck der Krone, / Eine Fürstin fehlt dem Throne. / Da, dem Westen zugewandt, / Eilt mit freudigem Vertrauen, / Um die holde Braut zu schauen, / Otto nach dem Heimatland.
  8. Wo der Nordsee Küsten ragen / Von der Sturmesflut geschlagen, / Führet ihn die Liebe hin. / Und aus Oldenburgs Geschlechte / Reicht Amalia die Rechte / Ihm, als Hellas Königin.
  9. Und die frohe Kunde schreitet / Durch das Bayerland und breitet / Übers ferne Meer sich aus. / An der Schyren Königsthrone / Feiert sie mit sel'ger Wonne / Ludwigs edles Herrscherhaus.
  10. Nach der Trennung herben Leiden / Füllt die Träne höchster Freuden / Der erhabnen Mutter Blick; / Denn die herrlichste der Frauen / Kann mit süßem Troste schauen / Des geliebten Sohnes Glück.
  11. Und der Hochzeit Jubellieder / Tönen frohbegeistert nieder / Von des Kekrops Felsenburg; / Denn der Vorsicht heilge Bande / Schlingen fest sich um die Lande / Hellas, Bayern, Oldenburg.

Qu: Dieses "Festgedicht zur Vermählung seiner Majestät des Königs Otto von Griechenland, dargebracht von der Harmonie-Gesellschaft zu Regensburg bei Gelegenheit eines zur obigen Feyer veranstalteten Balles am 22. November 1836" zitiert August Hartmann (Historische Volkslieder und Zeitgedichte vom 16. bis 19. Jahrhundert. Dritter Band von 1756 bis 1879. München 1913, Nr. 277) mit dem Jahreshinweis "1836" aus einem "alten Druck in der kgl. Staatsbibliothek zu München". Dieser Huldigungstext fasst 1836 in überschwänglichen Worten die letzten ca. 15 Jahre vom Freiheitskampf über Thronbesteigung bis zur Brautsuche zusammen und verbindet in der Heirat Griechenland, Bayern und Oldenburg. Melodiefassung EBES 2008 nach überlieferten Liedmotiven und Fanfarenweisen. TA: Männerquartett Leonhard und Hubert Meixner, Rupert Klendauer, Vagen; Florian Burgmayr, Warngau; M. Prochazka (Gitarre), Fischbachau; VMA 30.4.2011.