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Text zu: "Es reiten drei Reiter zu München hinaus" - Die Bernauerin
Die Ballade von der Bernauerin erzählt von einem politischen Mord. Der Erbe des Herzogtums Bayern, Herzog Albrecht III. (1401-1460) hatte die Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer heimlich geheiratet. Aufgrund der Standesunterschiede war der Fortbestand der Dynastie gefährdet. Deshalb ließ der Vater Albrechts, Herzog Ernst (1373-1438), aus Gründen der "Staatsräson" 1435 Agnes Bernauer entführen und machte ihr in Straubing den Hexenprozess. Das Urteil lautete auf Tod durch Ertränken und wurde am 12. Oktober 1435 vollstreckt. Der junge Herzog erklärte zunächst seinem Vater den Krieg, scheint sich aber nach etwa einem Jahr mit ihm versöhnt zu haben.
Dieses Geschehen ist als Dialoglied mit verschiedenen Handelnden und Erzählteilen in die musikalische Volksüberlieferung im ganzen deutschen Sprachraum eingegangen. Allein im Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg sind z.B. Fassungen und Quellen zur "Bernauerin" aus der Teutoburger Gegend (1815), aus Thüringen, Siebenbürgen, Regensburg, aus Sammlungen von Jakob Grimm 1815 enthalten. Am ausführlichsten ist wohl ein undatierter Flugblattdruck (Wien 1817) mit dem Titel "Drey schöne neue, Weltliche Lieder. Von der schönen Bernauerin, das Erste" mit 23 Strophen, der im British Museum in London aufbewahrt wird. Kurt Huber und Kiem Pauli veröffentlichen das Lied 1936 für die Volksliedpflege mit Melodie, 11 Strophen und dem Hinweis "18. Jahrhundert".
- Es reiten drei Reiter zu München hinaus. / Sie reiten wohl vor der Bernauerin Haus: / "Bernauerin, bist du drinnen, ja drinnen?"
- Und als die Bernauerin trat heraus, / zwei Henkersknecht standen vor ihrem Haus: / "Bernauerin, was willst du werden, ja werden?"
- "Willst du werden ein Henkersweib / oder willst du lassen dein jungfrischen Leib / wohl in dem Donauwasser, ja Wasser."
- "Und eh ich will lassen mein Herzog entwegn, / so will ich lassen mein jungfrisches Lebn / ertrinken im Donauwasser, ja Wasser.
- Der Herzog ist mein, und ich bin sein; / der Herzog ist mein, und ich bin sein: / sind wir gar treu versprochen, ja versprochen."
- Sobald sie in das Wasser kam, / den heiligen Nicolai rufet sie an: / "O laß mich nicht ertrinken, ja ertrinken."
- Sobald sie auf das Land nauskam, / der leidige Henker stand schon wieder da, / stoßt sie hinab ins Wasser, ja Wasser.
- "Ach leidiger Henker, was hab ich dir getan, / daß du bist meinem Leben so gram / und stoßt mich in das Wasser, ja Wasser."
- "Du hast mir meiner Lebtag nichts Leids getan, / als daß du den Herzog Albrecht willst han / und bist nur ein Baders Tochter, ja Tochter."
- Es stund kaum an den dritten Tag, / dem Herzog, dem kam eine traurige Klag: / Bernauerin ist ertrunken, ja ertrunken.
- "Auf rufet mir alle Fischer daher, / sie sollen fischen bis ins Schwarze Meer, / daß sie mein feins Lieb suchen, ja suchen."
- Es kamen auch gleich alle Fischer daher / und haben gefischt bis ins Schwarze Meer, / die Bernauerin habn sie gfunden, ja gfunden.
- Sie legen's dem Herzog wohl in den Schoß, / der Herzog viel tausend Tränen vergoß, / er tät gar herzlich weinen, ja weinen.
- "So rufet mir her fünftausend Mann! / einen neuen Krieg will ich fangen an / mit meinem Herrn Vater eben, ja eben."
- Es stund kaum an den dritten Tag, / dem Herzog, dem kam eine traurige Klag: / sein Herr Vater ist gestorben, ja gestorben.
- "Die mir helfen mein Vater begrabn, / rote Manteln müssen sie habn, / rot müssen sie sich tragen, ja tragen.
- Und die mir helfen mein feins Lieb begrabn, / schwarze Manteln müssen sie habn, / schwarz müssen sie sich tragen, ja tragen.
- So wollen wir stiften ein ewige Meß, / daß man der Bernauerin nicht vergeß, / man wolle für sie beten, ja beten."
Dr: Bezirk Oberbayern: Balladen, Moritaten und gesungene Geschichten III. München 1992. S.11. TA: Moritatensänger des VMA, Haar, 3.3.1997, Textfassung EBES 1992.