- Erklärung zur Barrierefreiheit
- Impressum
- Datenschutzerklärung
- Publikationen
- Beiträge für die Medien
- Liedblätter zum Herunterladen
- Otto Holzapfel, Liedverzeichnis
- Das Volksmusikarchiv
- Die Volksmusikpflege
- Unser Mitteilungsblatt
- Anmeldeformulare
- Ihre Mitarbeit
- Info/Service
- FarVo - Frei aufführbare regionale Volksmusik
Text zu: "Jackel, den Winter ist's traurig gewesen" - Jung-Joseph 1741
Das Lied entstand 1741 anläßlich der Geburt des späteren Kaisers Joseph II., als Österreich und die Habsburger Länder während des Österreichischen Erbfolgekriegs durch die Truppen Frankreichs und Bayerns kurzzeitig in arge Bedrängnis gebracht worden waren. Joseph II., von 1765 bis zu seinem Tod 1790 römisch-deutscher Kaiser, war kein Freund Bayerns. Während des Bayerischen Erbfolgekriegs (1778/79) war er bestrebt, das Kurfürstentum seinen Ländern einzuverleiben. Auch seine kurze Ehe (1765-1767) mit der Wittelsbacher Prinzessin Josepha Maria Antonia (1739-1767) verlief unglücklich.
- Jackel, den Winter ist's traurig gewesen, / weil man so gar kein Spielman hat g'hört; / hab ich vermeint, die Trauben seind g'lesen, / hat uns der Auswärts den Weinberg erfrört. / Aber jetzt hab ich recht vernommen, / daß es ist unser Kaiser g'storben; / wünsch ihm die ewig Freud, / er hat viel brave Leut / in's Feld zum Streit.
- Wünsch ihm nichts als die ewige Glori, / weil er ist g'wesen ein Herr in der Welt, / hätt uns Theresel kein Prinzen geboren, / so wär es also liederlich bestellt. / In unsern Land ging's über und über, / wir hätten Krieg, wie's zitterig Fieber, / aber uns hat der Herr / gnädiglich gewährt: / ein Prinzen beschert.
- Laß ma dem Kindl a Muaßelein kocha, / laß ihm bei Leib kein Mangel nit sein, / tut ihm sein wacker Semmel drein brocken, / daß es fein hübsch stille tut schweig'n. / Es tut schon mit de Handerl deutn, / daß ma brav wider den Feind soll streitn. / Hast du kein Liachtl nit, / daß es halt spielt damit / und weinet nit.
- So, so, mei Sepperl, tu du nur schweigen, / du wirst schon werden ein Held in der Welt; / die Ungarn werden für dich schon streiten, / daß du das Böhmen und Oesterreich erhältst. / Laß du Franzosen nur außa prahlen, / die Ungarn werden sie schon abzahlen, / werdn sie begleiten heim, / daß sie zufrieden sein, / bis an den Rhein.
- Theresel, dein Muatter, das ist ja a Weiberl; / sie hat Courage und Feuer im Leib; / werd dem Franzosen die Feigen schon weisen, / daß er das Oesterreich lasset unkeit. / Ma tut ja in der Welt jetz sagen, / daß hat ein Frau zwei König geschlagen: / Spanien und Frankereich, / und Bayern auch zugleich / im teutschen Reich.
Qu: Dieses Huldigungslied veröffentlicht der fränkische Volksliedsammler Ditfurth (1801-1880) mit dem Titel "Jung-Joseph 1741" und dem Hinweis auf ein "Fl.Blatt mit ausgerißnem Titel". Liedflugblätter waren typische Verbreitungsmedien für diese Art hymnischer Loblieder (ohne Melodieangabe) - hier mit der Besonderheit eines mundartlich gefärbten Textes wohl österreichischer Herkunft, der vielleicht in propagandistischer Form Volkstümlichkeit des Herrscherhauses signalisieren soll. Manche Wendungen erinnern (bewußt?) auch an weihnachtliche Hirtenlieder aus überlieferten Hirtenspielen des 18. und 19. Jahrhunderts. Dr: Franz Wilhelm Freiherr von Ditfurth: Die Historischen Volkslieder der Zeit von 1648-1871, Heilbronn 1877, Band I, Nr. 128. TA: Peter Igl (München) und Eva Bruckner (Berchtesgaden), VMA, 17.12.2002. Die Melodie ist aus bekannten Motiven der Zeit neu zusammengestellt, EBES 2002.