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Text zu: Luthers Ehestand

Diese Geschichte ist wohl einer undurchdachten Männerphantasie entsprungen, die letztendlich auch auf der Angst des Mannes vor den Frauen basiert: Martin Luther soll jedem Mann zwei Ehefrauen zugestehen. Es wird nun das Für und Wider abgewägt. Bei der bäuerlichen Arbeit könnte er gut zwei Frauen brauchen – für die Hausarbeit und die Feldarbeit! Wie es mit dem Eheleben im Bett zu regeln wäre, dazu will der Sänger erst noch einen Gescheiteren fragen. Letzten Endes gesteht er, dass er sich gar nicht zu heiraten traut, weil er nicht weiß, was dabei auf ihn zukommt!
Die katholische Kirche hat in der Gegenreformation – teils bis in das 20. Jahrhundert – mit falschen Interpretationen, bewusst missverständlichen Informationen und zweifelhaften Andeutungen Propaganda gegen "Luthers Lehre" gemacht, die auch ihren Niederschlag in Texten der Lieder der einfachen Leute gefunden haben.

  1. Jetzt hat da Martin Luther / an Ehstand aussa gebn, / der weigat halt die mehran o, / es war viel bessa z'lebn, / er sagt: "Es braucht koa Dischpatiern, / sei tuat die Sach a so, / und wer sich will voehlichen, / der heirat früahtlings zwo."
  2. Aft wenn die oa net huastn wollt, / hät gwiß die ander d'Strauck, / wenn ihr die oa net schn[e]itzn liaß, / wars wohl a rechter Gauck, / wei ohnehin da Neid regiert, / voraus bein Weibergschlecht, / a jede mecht die Besser sei, / da gschach eah hoamli recht.
  3. Jakob in dem alten Bund / hat a zwoa Weiber ghabt, / de oa is gar a schöni gwest, / hat mia a alte gsagt, / hat müassn 7 Jahr dean dafür, / aft hat as endli kriagt, / es hat'n aba do net greut, / es hat eahm so viel glüackt.
  4. Und wenn i gen zwoa Weiber hätt, / wars lusti auf der Welt, / de oa, de müaßt ma kocha z'haus, / de anda gang aufs Feld. / Waschn, bacha, Holzeitragn, / des müaßts ma allsamt toa, / und wann mir die ander z'launi war, / aft tats scho gwiß die oa.
  5. Wias na mit'n Liegn zuagang, / des kunnt i no net sagn, / da müaßt i no, ehs war dazua, / ehvor an gscheidan fragn. / A jede richtat 's Bett schö her, / da wißt i net, wia toa, / es wurd ja bald des gscheida sei, / i lag z'letzt gar alloa.
  6. Und wann oan gachlings 's Unglück traf, / kam oana wohl schiach nei, / wann oa Schober zwee Metzn gab, / so tatns vieri sei. / Mir stundn alle Haar ge Berg, / des war a Teufisding, / da müaßt i selm in Keller geh, / wurds hoaßn: Hansl, spring!
  7. I trau mi halt net z'heiratn, / mags zuageh wia dawill, / i hät koan Himmi z'hoffa net / und auf da Welt scho d'Höll. / Da neue Ehstand g'fallt ma net, / da alt is eh nix wert, / es hamt scho viele g'heirat, / es hamt scho viele grört.
  8. I habs scho gsagt, i heirat net, / wann mir net anders werd, / a jungs, a saubers Deandl liabn, / des tua i heuer wia vorerst. / Da Martin Luther mit sein Rat / mag ausbleibn vowegn mei, / und wenn er gar koan bessern hat, / den schiab i eahm gar net ei.

Qu: KP, S. 355-357. " 'Recht so!' Bemerkung im alten Liederbuch. Blümml, 1. Band, S.67, Nr. 45, ohne Melodie. Text von Schmucker, Ruhpolding, bekommen, vorgesungen von der alten Nanni, Reit im Winkl, 1927." TA: Christa und Sepp Steiner, Traunstorf bei Traunstein; 9.5.1992, Trachtenheim Hittenkirchen; VMA/TRL-0164.