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Text zu: Kindsmörderin

Das Lied erzählt von einem Mädchen, das sein Kind wohl abgetrieben oder nach der Geburt getötet hat. Es wird gefesselt den Herren des Gerichtes vorgeführt, wo man es zum Tod verurteilt. Das Mädchen bereut seine Tat – zugleich wird die Gnadenlosigkeit der Richter angeprangert, die das Urteil (durch Erhängen?) vollstrecken lassen. Das Mädchen ruft die Engel an und bittet die Gottesmutter Maria um Fürsprache bei Gott. Zum Schluss verabschiedet sie sich von seinen Eltern und Geschwistern. In balladenhafter Weise werden gebräuchliche Textwendungen und Bilder miteinander verknüpft.

  1. Ich bin ein Mädchen von 22 Jahren, / schwere Füßenketten muß ich tragen / und den Leibring um die Mitt, / und Händ und Füß zusammengschmidt.
  2. Und man führt mich über das Pflaster, / meine Äuglein, die fließen Wasser, / und mein Herz ist so sehr betrübt, / weil ich weiß, was mir geschieht.
  3. Ich bin ein Mädchen von 22 Jahren, / eine Mordtat hab ich begangen, / ich erwartete mein eigenes Kind, / o wie schwer hab ich mich versünd!
  4. Morgen um halbneuni / tragt man mir das Frühstück eini, / viele Herren sind geladen ein, / ich werd selbst das Frühstück sein.
  5. Man führt mich zum Tor hinaus / und fragt mich um alles aus, / o ihr Herrn, habt nicht so stolzen Mut / und wascht euch nicht an meinem Blut!
  6. Auf eine hohe Leiter muß ich steigen, / viele Engerl werden mich begleiten, / und Maria, die Mutter mein, / sie wird meine Fürsprecherin sein.
  7. Pfüat euch Gott, Vater und Mutter, / pfüat euch Gott, ihr Schwester und Brüder, / |: pfüat euch Gott ihr all, / ihr seht mich heut das Letztemal! :|

Qu: KP, S. 378/379, Text. "Aus dem Liederbuch von Pirchmoser, Schmiedtal bei Thiersee." Überlieferte Melodie aus der von Wastl Fanderl zusammengetragenen Sammlung "Oberbayerische Lieder" (München 1988, S. 118). TA: Claudia Harlacher, Germerswang und Eva Bruckner, Berchtesgaden; 3.8.2017, VMA Bruckmühl; VMA/TRL-0456.