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Text zu: "Josephus, laß dir einrathen" – [1778]


Der Liedtext stammt aus dem Jahr 1778, dem Höhepunkt des Bayerischen Erbfolgekriegs, als das Kurfürstentum Bayern erneut durch eine Okkupation der Habsburger bedroht war. Mit dem Tod des bayerischen Kurfürsten Max III. Josephs im Dezember 1777 war die altbayerische Linie der Wittelsbacher im Mannesstamm erloschen. Durch Erbverträge mit der pfälzischen Linie des Hauses erbte Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz (1724-1799) das Kurfürstentum Bayern. Allerdings war ihm die vertragliche Verpflichtung, seine Hauptresidenz von Mannheim nach München zu verlegen, nicht angenehm. Der Text des vorliegenden Liedes nimmt etwas trotzig Bezug auf die schlechten Erfahrungen, die die bayerischen Untertanen schon zu Anfang des 18. Jahrhunderts mit der Besetzung durch habsburgische Truppen machen mussten. In der zweiten Liedstrophe werden einerseits die Habsburger Söldner aus den verschiedenen Regionen des Balkan thematisiert, ebenso, wie deren Gräueltaten, die 60 Jahre später noch nicht vergessen waren. Auch die österreichischen Heerführer werden erwähnt und ihnen wird harte Gegenwehr angedroht. In der vierten und letzten Strophe werden zwei äußerst unterschiedliche Schutz- und Hilfsinstanzen genannt: Einerseits König Friedrich II. von Preußen (1712-1786), der den Bayern gegen die Österreicher – hier in Person Kaiser Josephs II. (1741-1790) – zu Hilfe kommen wird, und andererseits die Gottesmutter Maria als Patronin des Landes, unter deren Banner man militärische Erfolge zu erzielen hofft. Es handelt sich wohl um ein Propagandalied, das vor allem die ländliche Bevölkerung zum Widerstand gegen die drohende Besetzung des Landes durch österreichische Truppen zu mobilisieren versucht. (WB)

  1. Josephus laß dir einrathen: / Willst du das Bayern zun Braten,
    So wische dir nur das Maul!
    Wir wöllen von Oestreich nichts wissen, / Ihr habt uns stätig beschissen,
    |: All eure Sach ist faul. :|
  2. Der Razen, Panduren, Crabaten, / Dem Tränck seiner Galgen-Soldaten
    Mordbrennen wie Kinderspiel,
    Ihr Nasen- und Ohren-Abschneiden, / Ihr Schänden von Jungfern und Weiben,
    |: Stünket selbsten den Teiffel zu viel. :|
  3. Pärnclau, kämest du hergangen, / Mir wöllen dich dapfer empfangen,
    Daß geben sollst fein Ruh!
    Die Wolfsbölzer muß man brav zwagen, / Mit Brieglen mudelweich schlagen,
    |: Daß heulen auf Ungarn zu. :|
  4. So stehet herzhaft zusammen, / Der Preuß wird zu Hilf auch kommen,
    Sein König verstehet den Krieg.
    Frisch auf für Bayern zu streiten, / Der Kaiser 'n Träck soll erbeithen,
    |: Maria verheißet uns Sieg! :|
Qu: Franz Wilhelm Freiherr von Ditfurth: Die historischen Volkslieder der Zeit von 1648 bis 1871, 2. Band (1965 Hildesheim, S. 20; nur Text). Die Melodie haben wir aus überlieferten Motiven zusammengestellt, unterlegt und angepasst EBES 24.7.2017. TA: VMA/THZ- 0141; Konrad Thalmeier (Rohrdorf); Hans Auer (Harfenbegleitung, Hammerau); VMA 3.8.2017.