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Text zu: Thomas Wasensteiner

Der Bauernsohn Thomas Wasensteiner vom "Demmelbauer" in Gaißach/Puchen bei Bad Tölz ist am 2.2.1871 geboren und starb am 15.5.1898 im Gefängnis "Eberach"/Franken. Im Dezember 1895 wurde er wegen Wilderei denunziert und verhaftet, im März 1896 in München in einem umstrittenen Indizienprozess zu 3 Jahren und 2 Monaten Haft verurteilt, die er nicht überlebte. Frau Anna Probst (geb. 1921) hält in seinem Vaterhaus das Andenken an Thomas Wasensteiner ( u.a. mit einem Hirschgeweih) lebendig.

  1. O höret, Leute, was ich euch erzähle, / merket fleißig auf und sagt mir dann, / wie glücklich ist doch jedermann zu nennen, / ja der nicht weiß, was Jägerrache kann.
  2. Diesmal aber hat sichs schwer getroffen, / ein Jüngling starb im fernen Frankenland, / Eberach, so soll die Anstalt heißen, / wo ihn die Jägerlüge hingebannt.
  3. Thomas Wasensteiner war sein Name, / beschäftigt war er stets im Elternhaus, / er ist kaum 27 alt geworden, / durch einen Schuß haucht er sein Leben aus.
  4. Seine Freude war das Wildbratschiaßn, / er ahnte nicht, daß ihm stets droht Gefahr, / aber leider ach zu bald sollt er es büßen, / was doch bei Gott nie eine Sünde war.
  5. Im kalten Wintermonat 95, / da sagte er den Bergen Lebewohl, / der Jäger sah und wollte ihn erschießen, / doch Gott fügte, daß der Schütz treffen soll.
  6. Schnell aus den Bergen noch zur selben Stund / der Heimat zu, das war sein erster Plan, / der Jäger konnte ihn ja nicht erkennen, / drum findet er auch nicht den rechten Mann.
  7. Doch ein Verräter kam herangeschlichen, / pfui möcht ich sagen zu solch einer Tat, / dieser hat nicht bloß die Achtung ganz verloren, / der Fluch wird ihn verfolgen bis ins Grab.
  8. Zur selben Stund noch kamen die Gendarmen, / der Schütze sagt dem Elternhaus adje, / zu Weihnacht saß er in Bad Tölz gefangen, / dann ging es fort nach Tegernsee.
  9. Endlich nach München zur Verhandlung, / der Jäger log, was er nur lügen kann, / und einem Schützen schenkt man keinen Glauben, / das weiß bei uns ein jeder Mann.
  10. 3 Jahr 2 Monat hat man ihm gegeben, / das Schwurgericht hat diesen Spruch gefällt, / aber leider für sein ganzes Leben / sah er die Seinen nicht mehr auf der Welt.
  11. 2 Jahr 2 Monat hat er abgesessen, / dann schloß er seine müden Augen zu, / in unserm Herzen bleibt er unvergessen, / wir wünschen ihm die ewge Ruh.
  12. An einem Sonntag Abend kam die Kunde: / Thomas Wasensteiner lebt nicht mehr, / ein Brieflein hat er kurz zuvor geschrieben, / er sagte schon, daß es das letzte wär.
  13. An seinem Grabe trauern beide Eltern, / und fünf Geschwister stehen tränenvoll, / seine Kameraden hatten nasse Augen, / als diese Nachricht aus Eberach erscholl.
  14. Seine Mutter war in Birkenstein gewesen, / sie flehte dort recht innig für ihr Kind, / da konnt Maria nicht mehr widerstehen, / denn diese Schuld war bei Gott schon längst gesühnt.
  15. Dort oben werden wir ihn wiedersehen, / dort oben, wo die lieben Engel sind, / denn keiner wird von uns verloren gehen, / wenn eine Mutter betet für ihr Kind.

Qu: KP, S. 278, "Melodie vom Zehnerhirsch. Das sind die so beliebten Moritatenmelodien. Mir kommt es hauptsächlich darauf an, zu zeigen, wie die Leute alle Begebenheiten auf bekannte Weisen dichten." Kiem Pauli hat dieses "Wildschützenlied" aus Gaißach/Tölz erhalten. Frau Anni Bauer und andere Frauen haben es gern gesungen.
TA: Sabine Weindorf, Trachtenheim Hittenkirchen, 12.10.1991, für das VMA, TRL 0048.