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Text zu: "Merket auf, ihr lieben Schützen" - Schütznfreud

Dieses Lied aus dem Isarwinkel schildert das Zusammentreffen von "etwa drei, vier Schützen" und drei Jägern an einem Sonntag Vormittag im Jahr 1866 bei der "Wasserklaus" am "Ochsnberg". Einer der Jäger schneidet einem der Wildschützen den Weg ab und tötet ihn mit zwei Schüssen. Die Schützenkameraden finden den Toten und informieren die Ortsbewohner anonym durch einen abgelegten Brief, wo der tote Wildschütz zu finden ist. Nach unerklärlich langer Zeit (9 Tage) wird er (im Friedhof?) beerdigt. Dem Jäger wird Rache und ein Urteil durch Gott angedroht.

  1. Merket auf, ihr lieben Schützen, nehmt euren Sinn zusamm, / wenn Gott ein Unglück gschehen läßt, wia mancher schon erfahrn. / Im Jahre sechsundsechzig hat si was neus zuatragn, / von etwa drei, vier Schützen, die in dem Walde warn.
  2. Drei Jäger warn auch im Walde, dene wars ja dort grad recht, / a jeda auf an andern Weg, des war für d'Schützn schlecht. / Ein Jäger war ganz schlau und kalt, er kam dem Unglück nah, / ein Schütz, der kam denselben Weg, schon war der Jäger da.
  3. Der Jäger schoß ihm gleich entgegen, traf ihn an einem Fuß, / der zweite Schuß folgt bald darauf, so daß er sterben muß. / Nicht fünf Minuten dauert es, so warn die Schützn allhier, / und unser Kamerad, der Allerbest, lag in letzten Zügen hier.
  4. Erschrocken standen wir vor ihm, erhärtet wie ein Stein, / es mag für uns alle der beste Kamerad wohl sein. / Nichts andres bleibt uns übrig als Abschied nehmen von ihm, / wir können ja nichts machen, wir lassen ihn jetzt liegn!
  5. An einem Sonntag Vormittag ist dieses all geschehn, / etliche Stunden nachmittags is schon der Briaf daglegn. / In diesem Brieflein stand geschriebn: Kaum dreißg Schritt vo da Wasserklaus / liegt der Schütz im Walde, aft bringts 'n bald heraus.
  6. Am Ochsnberg, da liegt der Schütz, wie ich vernommen hab, / i glab, sie ham an no net bracht in ein geweihtes Grab. / Am neunten Tage endlich nun, daß aramal was werd, / so daß er wird bestätigt in der geweihten Erd.
  7. O liabste Mutter, mach dich auf, eil deinem Sohn entgegn, / sie bringen ihn ins Gotteshaus, da konnstn nomal sehgn. / Sie tragn an übern Gottesacker, weils da Pfarrer so will habn, / daß er in seiner Pfarrgemeind im Friedhof wird begrabn.
  8. Du eiskalter Jager, was hast jetzt da to, / hast'n gschickt in die Ewigkeit, du kriagst scho dein Loh. / Du alter grauer Jaga, du kimmst no vors Gricht, / wie wirst du einst erschrecken, wenn Gott dein Urteil spricht!

Qu: KP, S. 153, "Gesungen von Maria Drechsler, Flößersgattin, Wegscheid bei Lenggries, 10.10.27." Die Melodie des Liedes wird auch für andere Ereignislieder im Isarwinkel verwendet. TA: Ossi Hackl (Gesang und Zither) und Hannes Janßen (Gesang und Baßgitarre), Lenggries, 18.11.1992, Trachtenheim Hittenkirchen, TRL 0202.