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Text zu: Der Dudlpfeifer oder: Das versunkene Ringelein

  1. Es war ein Dudlpfeifer, der pfeift die ganze Nacht. / |: Ums Häusl tuat er sich schleichen, weil er net eine mag. :|
  2. Der Bua, der geht zum Fensterl, beim Fensterl klopft er an: / |: Schöns Schatzerl, bist du darinnen? Steh auf und mach' ma auf. :|
  3. Des Deandl steht gschwind vom Bett auf, zum Fensterl geht sie schnell: / |: "Warum is draußen so dunkel und scheint der Mond so hell?" :|
  4. Was ziagt er aus seiner Taschn? A Messer mit blankem Spitz. / |: Er rennts der Herzliabstn ins Herzerl hinein, daß 's Bluat geg'n Himm'l aufspritzt. :|
  5. Was ziagt er von ihrem Finger? Ein Ringlein von echtem Gold. / |: Er wirfts in dasselbige Wasserl hinein, daß 's koa Mensch nimma sehen sollt! :|
  6. Schöns Ringerl, schwimm hin, schwimm hera! Schwimm abi in tiafesten Grund! / |: Koa Mensch soll mi nimma mehr lacha sehgn aus mein rotfarbigen Mund! :|
  7. Wann oane tuat zwoa Buama liabn, ja, dös tuat wohl selten guat. / |: Aber oan, den muaß sie lassen, sonst kost's ihr eigenes Bluat! :|
  8. Wer hat des Liadl erdichtet? Wer hat des Liadl gemacht? / |: Das war ein jungfrischer Pfeifer, der d'Herzliabst umgebracht. :|

Im "Leibhaftigen Liederbuch" (Erfurt 1938) findet sich diese Form der "Dudlpfeiffer"-Moritat. Die Herausgeber Walter Schmidkunz, Karl List und Wastl Fanderl bemerken dazu: "Die 'Moritat' ist eines der verbreitetsten deutschen Volkslieder, meist mit anderem Anfang ('Die Rosen blühen im Tale' oder 'Es stehen drei Sterne am Himmel' oder 'Nichts Schönres tut mich erfreun') in allen deutschsprachigen Gauen und Ländern (auch in der Gottschee) wohl seit Ende des 18. Jahrhunderts bekannt".

Heft: Moritaten II, S. 12. (VMA 1991). TA: Michaela Leidel und Sepp Linhuber (Vorsänger) und Nachsänger, 9.4.1995, Kloster Seeon (Fürstenzimmer), TTE 0019.