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Text zu: Mariechen saß weinend im Garten oder: Der treulose Vater

  1. Mariechen saß weinend im Garten, im Grase lag schlummernd ihr Kind. / Mit ihren goldblonden Locken spielt säuselnd der Abendwind. / |: Sie war so müd und traurig, so einsam, geisterbleich. / Die dunklen Wolken zogen, und Wellen schlug der Teich. :|
  2. Ein Geier flog stolz durch die Lüfte, schon zog sich die Möwe einher, / schon weht der Wind durch die Blätter, schon fallen die Tropfen schwer. / |: Schwer von Mariechens Wangen eine heiße Träne rinnt, / sie schließt in ihre Arme ihr kleines verlassenes Kind. :|
  3. Dein Vater lebt lustig in Freuden, Gott laß es ihm wohl ergehn, / er denkt nicht mehr an uns beide, will dich und mich nicht sehn. / |: Drum wollen wir uns stürzen hinab in die tiefe See, / dort sind wir beide geborgen vor Kummer, Leid und Weh. :|
  4. Das Kind erhebt seine Augen, schaut freundlich sie an und lacht. / Die Mutter vor Freuden sie weinet, drückts an ihr Herz mit Macht. / |: Nein, nein, wir wollen leben, wir beide, du und ich, / deinem Vater sei alles vergeben, so glücklich machst du mich. :|

Diese weitverbreitete Moritat, die bis heute in verschiedenen Formen bekannt ist, geht zurück auf ein Gedicht von Johann Christian Freiherr von Zedlitz (1790-1862) aus dem Jahr 1831. So sang auch Fritz Huber aus Ostermünchen (VMA 1974) diese Moritat.

Heft: Moritaten I, S. 8. (VMA 1990) TA: Gesellige Runde, Sonntag, 23.4.2006 im VMA.