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Text zu: 's Bettlmandl oder: Der knausrige Ehemann

  1. 's Bettlmandl kimmt von Ungarland herauf, / es ziagt dem Edlherrn vür sei Haus. / |: Vür sei Haus und vür sei Tür / da tritt a wunderschöne Frau hervür. :|
  2. 's Bettlmandl tät halt bittn um a Gab, / was halt a solchene Frau vermag: / |: "Kunnt da nix gebn in mein ganzen Vermögn, / als wia in mei Schlafkammer laß i di legn." :|
  3. 's Bettlmandl is um de Gab so froh, / ziagt glei ab seine Strümpf und Schuah, / |: legt dazua seine Bettl-Bettsäck / und gang so gleich mit der Frau ins Bett. :|
  4. Sie schlafen beisammen die ganze lange Nacht, / bis da Hamma vier Uhr schlagt: / |: "Bettlmandl steh auf, es is scho Zeit, / es singen die Vögerl auf greana, greana Heid." :|
  5. 's Bettlmandl ziagt sein Janker o, / da begegnet eahm halt der Edelherr scho. / |: Er wünscht eahm glei des ewge, ewge Lebn, / und bedankt si für de Gab, de eahm d'Frau hat gebn. :|
  6. "Frau, was hast denn dem Bettlmandl gebn, / daß er mir wünscht glei das ewge, ewge Lebn?" / |: "Hab eahm gebn bald dies, bald das, / ja was halt a solchene Frau vermag." :|
  7. "Frau, laß ma's Bettlmandl nimmer rei ins Haus, / lang eahm de Gab zum Fenster hinaus, / |: bind's eahm o an a lange, lange Stang, / daß er di bei de Händ nimmer langa, langa ko!" :|
  8. D' Frau gab glei an Taler her, / wenn des Bettlmandl kam wieda her. / |: Bettlmandl hin und Bettlmandl her, / ja, solchene Bettlmandl gabs viel mehr. :|

Die Ballade vom Bettlmandl ist in Oberbayern bis heute lebendig. Im deutschsprachigen Raum reicht nach den Sammlungen am DVA dieser Balladentyp zurück bis ins 16. Jahrhundert. Der Bettler erhält von der Ehefrau eines reichen Mannes in dessen selbstgewählter Abwesenheit ein "warmes Almosen", da der geizige Ehemann seiner Frau nicht die ihr zustehende traditionelle Schlüsselgewalt über die häuslichen Dinge (Küche, Haushaltsgeld) gegeben hat. Bayerische Belege finden sich u.a. in der Sammlung von Kurt Huber (1893-1943) aus Berchtesgaden, aufgezeichnet von Hauptlehrer Schmidt um 1880 und im "Niederbaierischen Liederbuch" von Huber/Simbeck (München 1954, S. 6/7). Claudia Harlacher aus Maisach/FFB hat die dortige Fassung aus Greising übernommen. (Singfassung EBES 1990.)

Heft: Moritaten I, S. 2. (VMA 1990) TA: Gesellige Runde, Sonntag, 23.4.2006 im VMA.