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Spielheft 15 - Spielmusik um 1800


aus oberbayerischen Handschriften und Drucken
Aufzugsmusiken, Dreher, Ländler, Deutsche Tänze, Menuette, Interludium, Carnevalsmusik, Hochzeitsmusik, Pastorellen und Hirtenmusik
in neuen Sätzen für Stubenmusik mit 3 Melodieinstrumenten, Begleitung und Baß von Sepp Hornsteiner


Titelseite

Vorwort

Der stetig wachsenden Nachfrage nach Noten für Stubenmusik mit 3 Melodiestimmen trägt das Volksmusikarchiv und die Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern mit der Herausgabe dieses neuen Notenheftes Rechnung. Es ist das 15. Spielheft der Reihe "Dokumente regionaler Musikkultur in Oberbayern". Wiederum zeigt es sich, daß in der regionalen Musiküberlieferung Tradition "Weiterführen und Erneuern" bedeutet - so wie die Musikanten früher auch mit ihren Melodien umgegangen sind, diese in stetiger Veränderung und Neugestaltung gebraucht haben. Und immer ist zu den alten, bekannten, überlieferten Liedern und Weisen Neues dazugekommen - heute kann das Neue auch das neuentdeckte Alte sein.

In zweifacher Weise nimmt sich der Bezirk Oberbayern im Rahmen seiner regionalen Kulturaufgaben der regionalen Musik an: Unser Volksmusikarchiv hat die Aufgabe, die überlieferte musikalische Volkskultur in Oberbayern und den angrenzenden einflußreichen Gebieten in all ihrer Vielfalt in Vergangenheit und Gegenwart zu dokumentieren. Unsere Volksmusikpflege stellt Lieder und Musikstücke für den aktuellen Gebrauch zur Verfügung und hilft den Sängern und Musikanten in praktischer Weise. Auch in dem vorliegenden Heft "Spielmusik um 1800" ist dieses Miteinander von Archivarbeit und Pflege zu spüren: Alle hier enthaltenen - und neu bearbeiteten - Instrumentalmelodien sind in Original oder Kopie in den Beständen am "Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern" enthalten und bezeugen die Vielfalt der lebendigen regionalen Musikkultur vor 200 Jahren in Oberbayern.

"Spielmusik um 1800" - im neuen Gewand der Stubenmusik in der gegenwärtigen oberbayerischen Volksmusikpflege. Das verlangt nach einigen Hinweisen auf die Herkunft und historische Musiziersituation vor 200 Jahren, von ca. 1750-1830, wie wir sie den Stücken beigegeben haben. Die grundgelegten Melodien beziehen sich auf Oberbayern, mit kleinen Exkursen nach Südtirol und Salzburg. Die alten Quellen bezeugen die Wechselwirkung zwischen städtisch-bürgerlich-höfischer Musik und der ländlichen Musik der Zeit, ebenso auch die Wirkung von gedruckten Noten auf die handschriftliche Überlieferung der Musikanten. Es fällt auf, daß es sich bei den im Volk gebrauchten Melodien in der Regel um kurze 8-taktige Weisen handelt, 1- oder 2-stimmig mit eigener Begleitung, Grundbässen oder Bordun. - Der Versuch, hier eine Bearbeitung für 3 Melodieinstrumente der heutigen Stubenmusik anzubieten, hat seinen Reiz in der Neuinterpretation alter Musik in heutiger Zeit. Einiges wurde auch in Neugestaltung dazugefügt und manche Melodie in neue Formen gegossen, so daß für eine schöpferische Weiterentwicklung unserer oberbayerischen Volksmusik auf der Basis der Tradition gesorgt ist.

Zur Ausführung der Stücke ist grundsätzlich jedes Instrument denkbar, das vom Tonumfang her geeignet ist. Bei den Melodieinstrumenten ist vor allem gedacht an Hackbrett, Zither und Harfe, begleitet von Gitarre und Baß. Aber die Stücke können auch mit Violinen, Flöten, Klarinetten, Akkordeon etc. gespielt werden. Auch versierte Gitarristen können eine Stimme übernehmen, sollten diese dann aber nach Möglichkeit eine Oktave höher als notiert spielen. Zur Instrumentierung ist anzumerken, daß die Hauptstimme nicht immer in der ersten Zeile zu finden ist. Häufig wechseln die Melodiemotive durch die drei Melodiestimmen bzw. ist der Wechsel sehr oft am Anfang eines neuen Teils. Die Notierung der Melodiestimmen läßt Spielraum für persönliche Interpretation der Stücke durch die Spieler. Ebenso sollten Wiederholungen und Längen der Stücke von der Spielsituation und den Musikanten selbst festgelegt werden. Die Buchstaben für die Gitarrebegleitung geben zum einen Harmoniehinweise, zum anderen beschreiben sie die Läufe der notierten Baßstimme. Eine völlige Festlegung wurde vermieden, der Freiraum für eigene Einfälle sollte genützt werden, wobei die Gitarre bei 3 vorhandenen Melodieinstrumenten und Baß vor allem mit einer konsequenten Begleitung für eine verlässliche Grundlage sorgen sollte.

Besonders erwähnenswert ist für mich die Zusammenarbeit des Bezirks Oberbayern mit dem Richard-Strauss-Konservatorium in München: Alle in diesem Heft enthaltenen Instrumentalsätze wurden von Sepp Hornsteiner, dem Leiter des dortigen Volksmusikseminars, erstellt. Sepp Hornsteiner benutzt in seiner Ausbildungsarbeit in beispielhafter Weise die Bestände unseres Volksmusikarchivs: Er führt seine Studenten an die musikalische Überlieferung unserer Heimat heran und vermittelt ihnen die Kenntnisse, die alten Melodien für heutige Besetzungen neu zu bearbeiten. Dafür ist ihm herzlich zu danken.

Die überlieferte Volksmusik war zu einem wesentlichenTeil funktionale Tanzmusik. Bei den Deutschen Tänzen, Menuetten, Ländern und Drehern in der vorliegenden Fassung für Stubenmusik hat sich daher ein Funktionswandel ergeben - beim Spielen sollte der ehemals tänzerische Charakter aber zu hören sein. Viel Freude mit dieser "neuen alten" Musik und schöne Stunden beim Musizieren wünscht
Ernst Schusser, Volksmusikarchiv und Volksmusikpflege

Inhaltsverzeichnis:
  • Aufzugsmusik von Alois Sterzl - Großmehring 1821
  • Sterzl-Dreher - Großmehring 1821
  • Zwei "Lenteler" von Alois Sterzl - Großmehring 1821
  • Zwei "Berchtolsgadner Deutsche" - anonym vor 1800
  • Zwei Orgelmenuette - Welschnofen/Landsberg um 1780/1830
  • "Pastorella" von Johann Anton Kobrich - Landsberg um 1770 (S. 14 anschauen) (S. 15 anschauen)
  • "Andante" aus der Sammlung Horak - Welschnofen/Landsberg um 1780/1830
  • Carnevalsmusik "vom lieben Augustin" - München 1812
  • Deutscher Hochzeitstanz - München/Laufen um 1800
  • Deutsche Tänze der Stadtmusiker - München um 1800
  • Zwei Redoutenländler - München 1809, Großmehring 1821 (S. 26 anschauen) (S. 27 anschauen)
  • Zwei Menuette von Weinmüller - Kloster Ettal 1784
  • "Allmando Nro. 2, ad me Petrum Hueber" - München/Sachrang um 1800
  • Aufzug "Nr. 2 Allegro" - Kloster Weyarn um 1770
  • Ingolstädter Hirtenmusik - Ingolstadt/Roßla 1758
  • "Interludium" aus "Die Hochzeit auf der Alm" von Michael Haydn - Salzburg 1768
Eine Veröffentlichung des Bezirks Oberbayern.
München 2002.
Volksmusikpflege und Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern, 83052 Bruckmühl.
Dokumente regionaler Musikkultur in Oberbayern. Spielheft 15.
Verantwortlich: Ernst Schusser (ES).
Musikalische Mitarbeit und Sätze: Sepp Hornsteiner.
Notenschrift: Helmut Scholz.
Korrektur, Gestaltung: Eva Bruckner, Margit Schusser, Annemarie Meixner.
Musikalische Erprobung: mit Teilnehmern von Volksmusikwochenenden des Volksmusikarchivs im Kloster Seeon und bei Probentagen in Schrobenhausen.

Urheberrechtsbemerkung:

Die in dieser Ausgabe enthaltenen Instrumentalstücke können jederzeit im Rahmen der Volksmusikpflege öffentlich ohne Genehmigung und Aufführungsgebühr gespielt werden. Um Mißbräuche auszuschließen, behalten sich jedoch der Herausgeber und die Verfasser die ihnen laut Gesetz zustehenden Rechte vor, insbesondere das der Bearbeitung und jeglicher gewerblichen Nutzung, das der Vervielfältigung durch Druck oder Tonträger und das Recht der Sendung in Rundfunk und Fernsehen.

Hinweis: Alle Stücke dieses Heftes sind auf der CD "Spielmusik 1800" zu hören.

Umfang: 38 Seiten, Format DIN A4.

Selbstkostenpreis: 4,– €
Bestellnummer: Dok-Sph-15
Kurztitel: Spielmusik 1800