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Text zu: "Fangt scho das Fruahjahr o" - Der Auerhahn

Im Jahr 1925 veröffentlichte Karl Liebleitner in der Zeitschrift "Das deutsche Volkslied" diese Fassung des in mehreren Formen überlieferten Ereignisliedes von einer "Jagd auf den Auerhahn" (Aufzeichnung von 1894 aus der Steiermark). Voraus ging eine Veröffentlichung des gleichen Liedes mit unterschiedlicher Melodie und Text ebenfalls in dieser Zeitschrift (1911). Kiem Pauli lernte das Lied (Fassung 1925) und trug es mit eigener Zitherbe-gleitung so mitreißend vor, daß der Zuhörer vom Inhalt und Gesang gefesselt war. Tempo und Melodie waren jeweils dem Text und den Aussagen angeglichen. Zum Verständnis: Der "Aufvogel" (Strophe 5) ist die Eule oder in anderen Fassungen "Eulvogel", die Zunge des Auerhahns (Strophe 11) galt in Teilen des Volkes als Mittel gegen "d'Froas" (Krankheit, krampfhaftes Zucken). Besonders dramatisch klingt das Lied in der Fassung des Tegernseer Trios.

  1. Fangt scho das Fruahjahr o, / kimmt scho dar Auerhoh, / alls im Wald singt und schreit / bei da schön´ Zeit.
  2. Da Hans moant: "Es wurd scho toa, / gehn ma´n nur o, den Hoh, / am Irta in aller Fruah, / spring ma eahm zua.
  3. In da Fruah umra zwoa / kimmt dar Hans mir sein Gschroa. / "Schlag ma de Tür net z´samm! / Auf in Gotts Nam!"
  4. So steign mar auf voll Freud, / rast ma, mia habn no Zeit, / no singt a net da Hoh, / raach mar uns oans o.
  5. Der Aufvogl singt und lacht, / bald is sie gar, de Nacht. / Aft spürn ma und loos ma fein / in´n Wald hinein.
  6. Da Hans stößt mi: "Hörn S´ an Hoh?" / Den Hoh, den hör i scho: / Digl digl dak, (schnalzt den Hoh nachahmend), / und wuaglazt schö nach.
  7. Aft spring i in de Dax, / übramal wars hübsch wax, / i spring am Zau(n) recht schö, / laßt er mi steh.
  8. Wiar i a Weil obnsteh, / tuat ma da Fuaß scho weh: / "Fang doch bald wieda o, / mei liaba Hoh!"
  9. Aft gehts wieda: "Digl digl dak", / i spring vom Zaun flink ab, / kimm zuawe mitra paar Tritt / aufra zwanzg Schritt.
  10. Da Hans moant, es waar zvui Nacht, / dawei aber hats scho kracht. / Da Hans fragt mi: "Habn S´ den Hoh?" / Den Hoh han i scho.
  11. Es is a großmächtiger, / an alter, a prächtiger. / "De Zung, Herr, ´s is koa Gspoaß, / is guat für d´Froas."
  12. "Aba Hans, pack an Hoh guat!" / Gehn mas mit frischem Muat. / Die Amsl und da Rotkropf singt, / der ganze Wald klingt.

Aufnahme: Schellackplatte 78 UpM, München April 1929, Grammophon 22267 (2066 BK), "Auerhahn / Reiter-Holl-Kiem, Tegernsee / Gesang: Kiem Paule". Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern, Sammlung Grünwald, HG 0106.