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Text zu: "Und wann's an Fink hörts" - Der Almauftrieb und -abtrieb

In dieser Art hat sich der Kiem Pauli das von Josef Reisenberger aus Bad Goisern gedichtete "Alpenlied" vom Almauftrieb und -abtrieb zurechtgesungen. Er hat es aus der Zeitschrift "Das deutsche Volkslied" (1906) übernommen, wo Karl Kronfuß über diesen Bauerndichter und seine Verse, die er selbst nach einfachen Melodien gesungen hat, berichtet. Kiem Pauli gestaltet das Gedicht und die Melodie nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten um und macht daraus einen mitreißenden und schauspielerisch-lebendigen Vortragsgesang. Es wechseln gesungene und gesprochene Texte ab, das Tempo ist je nach Textinhalt bedächtig (gesungen) oder teilweise virtuos schnell (manche Textteile). Den Gesang begleitete er selbst auf der Zither.
Kiem Pauli hat den "Almauftrieb und -abtrieb" in den 20er und 30er Jahren mehrfach im Rundfunk vorgetragen. Auch eine Tonaufnahme wurde versucht. Die hier wiedergegebene Tonbandaufnahme (etwas hallig) entstand Anfang der 50er Jahre in Salzburg und wurde vom Bayerischen Rundfunk übernommen.

  1. Und wann´s an Fink hörts, kimmt dar Auswärts, / werds zum Almfahrn aar am End, / ja und a Ruah hat unsa Spinnrad, / nimmt des ewig Sitzn aar an End. / Ma hört beim Stallgehn a scho ´s Viech redn, / ma sagt, da Hunga, der tuat weh! / Es is halt aa gwiß, wia´s allmal is, / und beim Heu geht aa scho nix mehr he(r).

    (gesprochen:) "Was?" sagt da Baua, "Heu waar aa koans mehr da? Jetz des gaang uns grad no a! Jetz des muaß i enk scho ins Gsicht sagn, ihr könnts euch scho rein gar nix otragn. Oamal, da gebts eah so viel, deaß eah z´reißt schier an Bauch und ´s nachste Mal, da habts nix dafür, so is´ bei euch da Brauch!"

  2. Sei net verzagt, Mo, es wird da Wald scho, / und de Alma grea hido, / und insa Gamsei, da Stier und ´s Kranzei / waarn uns aa scho bald davo! / - ´s Viech is selbn gscheid, kennt sei Almzeit, / - gfreut si lang scho allwei aa, / ja und da Sennarin waars ihr ganzes Lebn, / wanns hido waar just wieda.

    (gesprochen:) "Ja", sagt da Baua, "na müassn halt auf d´Wocha etla dana schaugn, ob net a Lattn fehlt beim Zaun, und was ebba ageit, ob net a Nagl oda a Brett feit. Und beim Wildbach schaugts ma nach, ob net da Weg is z´rissn, no, es werd´ts nacha de Örtlichkeitn scho wissn. Und bal alls hergricht is guat und fei, aftn werdn mar aa so weit sei."

  3. Heut is da Tag schö, wirds zum Aufsteh, / und mia habn scho höchste Zeit. / "Ja, füatterts d´Küah guat, gebts eah gwiß gnua, / denn da Weg is schlecht und ziemli weit. / - Und du, Bäurin, koch a Muas gschwind, / - tua ins ´s Schmalz net gar z´arg sparn! / Und wann ma g´essn habn, na wart ma nimma lang, / aft laß mar aus, ja, aft müaß ma fahrn."

    (gesprochen:) Aba just beim Z´sammapacka, da muaß i allwei lacha, des is rein zum dakemma, was so a Sennrin muaß Zeug mitnehma: Zum erstn werd amal eigraamt a feins Bettgwand, Kopfpolsta, Leintüacha und a warme Hüll, denn es wißts´s a so, daß a jede a guats Bett habn will. Aftn brauchts no an Fuattakleibn und an Sand zum Areibn, an Melkstuhl und an Striegl, Kobesn und d´Sichl, Placha, d´Holzschuach und a Kastuach, nachar a Lausschmier - no ja, fürs Vieh, net daß´s am End gar glaabts, für sie! Na brauchts no a Betbüachl und a Weihbrunnkriagl, a Muaspfanna und a Waschblebi, a Millisieb und an Garnkneibi, an Melissngeist und a Balsamglasl, a Millisechterl und a Rührfaßl, a Hackl zum Holz scheitern, an großn Hafn zum Schmalz schloadern, an Salzstoa für d´Glocknkuah und an Kessl, den tragt da Küahbua. Na werdn de Packl fest z´sammataucht und ´s Beste, glaab i, is, daß ´s koa Kache, glaab i braucht. Und bal ma ge moanan, mia san ge fertig und san ge dahi, da schreit d´Annamirl no oba bei da Tür: "Gell, laßts mi glei auf d´Glockn net vagessn! Wißt´s, i geh sovui gern nachn Suppnesssn no a weni nachschaugn in Stall, ob de Küah obundn san all. Und wenn mar eahna da schö tuat, nacha schlafas bei da Nacht a guat." Wias aufikemma san auf d´Alm, da hat de Sennarin zum Bauan gsagt: "Woaßt, am Anfang hab i scho Langweil. "Mei", sagt da Baua fei, "balst amal an Buam schrein hörst, na werds mit da Langweil glei z´End sei!"

    (Was die Bäurin sagt, wird schneller und mit hoher Stimme gesprochen:) "Geh", sagt fei de Bäurin, "horch fei auf mei Red und tua ma fei b´sonders auf´s Jungviech obacht gebn, daß d´as net übasiehgst, bal oane stiert und bals ebba gar zum Kaiben wird! Und bal an Hirgscht san de Küah alle schö rund und da Buttan hat alle Tag a fünf, a sechs Pfund, und i bin umadum z´friedn und vielleicht gar in an Kramerladn kimm und an schön Kittlzeug saahg, na kaaf i da´n glei aa!"

  4. Und d´Annamirl denkt: Es werd scho gschecha, / gehts nur hoam und bleibts sche gsund. / Ob i koan Buam net ghalt, muaß i erst secha, / gfreun tuats mi gwiß, ja, wann oana kummt. / - Und de Küah, de werdn scho gmolcha, / - und da Buttan werd aa grührt, / ja und de Kailben werdn aa gfüattert, / i gib a Acht, daß nix passiert.

    (gesprochen:) No, wia´s auf da Alm a so zuageht im Summa, des konn si a jeda leicht denka, ausgnommar a ganz a Dumma. No, so a Sennrin hat vui z´toa, no es wißt´s scho, wiar i moa, fleißi bei de Buama sei bei da Nacht, Fuatta zuachatragn, daß ihr da Buckl kracht, rüahrn und areibn und Küahtreibn. Und bal oane amal ´s Jahr auf Gott denkt, und an Rahm und an Buttan net alle de Buam schenkt, und wenns zum Arahma werd, net selbm an Votz mit Rahm eischmiern, sondern am Sunnta an Buttan hoamtragt, wo jeda fünf, sechs Pfund hat, dann werdn d´Leut sagn und redn davo: Des is a bravs Deandl, de hat ihr Schuldigkeit gwiß to!

    Wia´s zum Hoamtreibn ganga is, do hats scho a bißl trauri dreigschaut, de Annamirl, aba sie hat den Schmerz glei übawundn, hat ihr Packl z´sammabundn, d´Hüttntür hats zuagmacht, an Kreischta hats no amal lustig oglacht. Na hat sie si lusti hinta de Küah nachidraht. Entgegn kimmt ihr da Baua samt sein Wei, samt de Kinda voll Begier. Da erschte Blick, der guilt an Viech, da zwoate, der guilt ihr. "Schau", sagt da Baua zu sein Wei, "was des Viech hat für an Leib!
    Woaßt, es is net bloß zweng an Buttan, des sell is gwiß, sondern d´Hauptsach is aa, wia ´s Viech beinander is. Und wenn i´s oschaug, aso, na muaß i sagn, mir gfallts scho! Da müassn mir dengascht, wiar i moa, aa insa Schuldigkeit toa und auf des net vogessn: I kaaf ihr im Wirtshaus was z´Trinka uns was z´Essn, denn i bin umadum z´friedn, was i kenn, und du, Bäurin, du kaafst ihr den Kittlzeug, den schön´!"

  5. Aba lusti san ma gwesn, / aba nobe hats uns gfalln, / ja, guate Müasal habn ma g´essn / bei dar Annamirl auf da Alm. / - Große Hirschal schiaß ma wieda, / und guate Gamsböck aa danebn. / Ja, und im Summa geh ma wieda / zu dar Annamirl, wann ma´s lebn!

Aufnahme: Bayerischer Rundfunk, Archivband 62/4677, Übernahme, sendefertig am 6.8.1962.