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Text zu: Jennerwein oder Auf den Bergen wohnt die Freiheit

  1. Es war ein Schütz in seinen besten Jahren, / der wurde weggeputzt von dieser Erd. / Man fand ihn erst am neunten Tage, / bei Tegernsee am Peissenberg.
  2. Auf hartem Fels hat er sein Blut vergossen, / und auf dem Bauche liegend fand man ihn. / Von hinten war er angeschossen, / zersplittert war sein Unterkinn.
  3. Du feiger Jäger, das ist eine Schande / und bringet dir gewiß kein Ehrenkreuz. / Er fiel ja nicht im offnen Kampfe, / der Schuß von hinten her beweist's.
  4. Man brachte ihn ins Tal und auf dem Wagen, / bei finstrer Nacht sogleich ging es noch fort, / begleitet von den Kameraden / nach Schliersee, seinem Lieblingsort.
  5. Dort ruht er sanft im Grabe, wie ein jeder, / und wartet stille auf den Jüngsten Tag, / dann zeigt uns Jennerwein den Jäger, / der ihn von hint erschossen hat.
  6. Und an dem großen, großen Jüngsten Tage / putzt jeder 's G'wissen und auch sein Gewehr, / marschiern die Jäger samt die Förster / aufs Gamsgebirg zum Luzifer.
  7. Und nun zum Schluß noch Dank den Veteranen, / die diesen Trauermarsch so schön gespielt. / Ihr Jäger, tut euch nur ermahnen, / daß keiner mehr von hinten zielt.
  8. Denn auf den Bergen, ja da ist die Freiheit, / denn auf den Bergen ist es doch so schön, / dort wo auf grauenhafte Weise / der Jennerwein zugrund mußt gehn.

In allen Wirtshäusern Oberbayerns ist der "Jennerwein" heute noch bekannt. Kiem Pauli hat das Lied von einem Bekannten, dem Scherrerbauern, vor dem 1. Weltkrieg schon aufgeschrieben und in seiner "Sammlung Oberbayerischer Volkslieder" (München 1934) veröffentlicht. Er schreibt dazu: "Georg Jennerwein, Holzknecht in Westerhofen bei Schliersee, wurde am 6. November 1877 auf dem Peißenberg bei Tegernsee vom Jäger Pfederl erschossen. Sie waren Kriegskameraden. Vorgesungen vom Hartl, genannt Scherrerbauer. Tegernseerberg 1910."