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Text zu: Freinderl, kennst du das Haus oder Nur die Freiheit ist das Paradies

  1. Freinderl, kennst du das Haus / drunt am Paradeplatz, / da wo so manches Madl / seinen Schatz drin hat. / Denn die da drinnen sitzen, / die schaun so traurig aus, / das ist das teure, teure / "Laßts mi aus!".
  2. In da Früah um halbe sechse, / da geht der Jammer los, / da schepperns mit de Schlüssl, / dann sperrns da auf dei Schloß, / und mit de Wasserkübin, / da rennans hin und her, / ja mit koan Maßkruag / halt nimmermehr.
  3. Mittags um halbe zwölfi, / da kriagst dann dei Menage, / Freinderl, de wannst sechast, / des is a wahrer Graus. / Erst wannstas fressn miaßats, / na kamst ja glei ins Spital, / da lebast a nimmer lang, / vareckats bald.
  4. Auf d'Nacht um halbe achte, / da kriagst dann dei Matratzn, / Freinderl, de is z'bissn / vo de Mäus und Ratzn. / Vo de Läus und Flöh, / da kriagst halt a koa Ruah, / bis in den andern Tag / in aller Fruah.
  5. Ja meine liabn Leut, / jetz werds do oamal gescheit, / denkts nur an einen Gott, / an die Gerechtigkeit. / Es ist ein hartes Los, / wenn man verriegelt ist, / denn nur die Freiheit / ist das Paradies.
  6. Eine alte Kupplerin, / die einst vorüberging, / die dacht in ihrem Sinn: / Ja, da war i auch schon drin. / Da wo koa Vogerl singt / und a koa Zither klingt, / da is de Luft net rein, / da sperrns di ein. / Das war die Sennerin / von Sankt Kathrein.

So hat der Josef Bauer, vulgo "Kraudn Sepp" von Gaissach in den Sechziger Jahren dieses Lied gesungen. Später vereinfachte er die Melodie etwas. Es war ihm bis ins hohe Alter ans Herz gewachsen. Von den Zuhörern wurde das Lied vom "Münchner Soldatengefängnis" (Varianten sprechen auch vom "Straubinger" oder "Laufener" Gefängnis) immer wieder gewünscht; auch in die junge Münchner Volksmusikszene der Achtziger Jahre ging es ein. Das Anhängsl "Das war die Sennerin von St. Kathrein" erlangte große Verbreitung.