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Text zu: Das arme Dorfschulmeisterlein oder Was glaubst du wohl, mei liaba Christ

  1. Was glaubst du wohl, mei liaba Christ, / wer der geplagteste Mensch auf Erden ist? / Da wird ja wohl die Antwort sein: / "Das arme Dorfschulmeisterlein!"
  2. Wenn es zur Hochzeit g'laden ist, / da heißt's: "Schau, schau, wie der Kerl frißt!" / Was es nicht frißt, das steckt es ein, / das arme Dorfschulmeisterlein.
  3. Und wenn im Turm die Uhr nicht geht, / der lange Zeiger stille steht, / dann heißt's: "Es muß besoffen sein, / das arme Dorfschulmeisterlein."
  4. Und wird im Dorf ein Schwein geschlacht', / dem Lehrer dann das Herze lacht. / Die größte Wurst ist ihm zu klein, / dem armen Dorfschulmeisterlein.
  5. Doch geht das Unglück erst recht an, / wenn er lehren soll und selbst nichts kann. / Da schlafen ihm die Kinder ein, / dem armen Dorfschulmeisterlein.
  6. Und seine junge hübsche Frau, / die schlägt den Lehrer grün und blau. / Da heißt es dann geduldig sein / für's arme Dorfschulmeisterlein.
  7. Das Elend nimmt erst dann ein End, / wenn man mit ihm zu Grabe rennt. / Dann schreibt man auf den Leichenstein: / "Hier ruht das Dorfschulmeisterlein".
    Der Lehrer von ... ... is net zum beneidn: In der Schul haut er d'Kinder, dahoam hautn's Weib!

Der "Gesang vom armen Dorfschulmeisterlein" ist schon vor dem 1. Weltkrieg in Oberbayern nachweisbar. Er geht zurück auf eine 24strophige Fassung des Lehrers Samuel Friedrich Sauter (1766-1846) aus Flehingen in Baden. Unsere Fassung haben wir nach Strophen und Aufzeichnungen aus Ebersberg (auch Nachgesang), Partenkirchen und Starnberg zusammengestellt. Parallelen bestehen auch zum Lied "In einem Dorf im Schwabenland".