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Text zu: Der Habernsack oder Da drunt beim Grabn, da steht a Haus

  1. Da drunt beim Grabn, da steht a Haus. / Da drunt beim Grabn, da steht a Haus. / Da war ein alter, Hidri Haudri, / da war ein alter Müller zuhaus.
  2. Nicht weit davon ein Edelmann. / Nicht weit davon ein Edelmann. / Der wollt desselbign - Hidri Haudri - / der wollt desselbign Töchterlein habn.
  3. Da Edelmann, der hat an Knecht. / Was er eahm schaffa tuat, - des tuat er recht.
  4. Der packt sein Herrn wohl in an Sack, / tragt'n zur Mühlstatt - im Habernsack.
  5. "Guatn Tag, guatn Tag, Frau Müllnerin. / Wo stell ichs meinen - Habernsack hin?"
  6. "Stell ihn nur hin in jenes Eck. / Stell ihn nur hin zum - Töchterl sein Bett."
  7. Es war kaum um die Mitternacht, / hat sie da Habernsack - lustig aufgmacht.
  8. Da Habernsack kriagt Händ und Füaß, / und um die Mitt' an lang - mächtign Spiaß.
  9. Da Habernsack kennt gar koa Gfrett, / hat si zum Töchterl ins - Bett eineg'legt.
  10. "Frau Muatta, Frau Muatta, machts gschwind a Licht! / Bei mir herin is a - hoamlicher Diab!"
  11. "Aba, patschats Ding, hättst d' net so gschrian! / Wie leicht hättst könna an - Edelmann kriagn!"
  12. "Koan Edelmann, den mag i's net. / An frischn Jagasbuam - versag i's net."
  13. Der Müller packt an Besenstiel / und jagt den Edelmann - aus seiner Mühl.

Der "Habernsack" ist nach den Forschungen von Otto Holzapfel (Deutsches Volksliedarchiv Freiburg) eine in Bayern und den Nachbargebieten beliebte Schwankballade. Die Tochter des Müllers möchte kein "Mädchen" mehr sein. Der Edelmann versteckt sich listig im Hafersack und läßt sich vom Knecht in die Mühle tragen. Um Mitternacht öffnet sich der Sack, das Mädchen schreit, und der Edelmann versucht zu entkommen.- Hätte sie doch geschwiegen, hätte sie einen Edelmann bekommen. Doch sie will lieber einen anderen Burschen haben.- Die Ballade enthält oft verschiedene sexuelle Anspielungen, die bewußt offenbleiben. Seit dem 16. Jahrhundert hat man diesen fröhlichen Text gesungen.
Kiem Pauli (Sammlung Oberbayerischer Volkslieder. München 1934) bringt Belege aus Rottach und Berchtesgaden (mit Spielanleitung). Durch Wastl Fanderl ist das Lied schon in den frühen 50er Jahren (Aufnahme BR 1951) in die oberbayerische Volksliedpflege eingegangen. Wir haben versucht, aufbauend auf dem von Otto Liebhaber (1874-1939) um 1925 im Chiemgau aufgezeichneten Text mit 13 Strophen eine Neufassung zu erstellen. EBES 1997.