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Text zu: Georg Schötl oder Raubmord in der Reindl-Mühl zu Mittenwald

  1. Ihr Leute höret die Geschichte / von dem Gesellen schlimm und schwer. / Für Raub und Mord steht vor Gerichte / im Jahre zweiundsiebzig er.
  2. In Pogenhausen unweit München / im Jahre fünfzig ist geborn / und Georg Schötl hat er g'heissen, / schon mit zwanzg Jahrn ist er verlorn.
  3. Als Mühl- und Zimmerknecht er arbeit' / in München, Freising, Helfendorf, / in Aibling und zu Walchensperge, / nach kurzer Zeit macht er sich fort.
  4. Martini wars, als er einst einstand / in Reindl-Mühl zu Mittenwald, / dort blieb er auch nur die acht Wochen / und schlich mit Beute fort sich bald.
  5. Und heimlich ist er zruckgekommen, / als wie ein Dieb in finstrer Nacht. / / die Reindl-Mühlrin ihn entdecket - / gar schrecklich er sie umgebracht:
  6. Mit einem langen, g'stohlnen Messer / sticht er im Zorn auf d'Mühlrin ein. / Sie ruft: "Mein Jesus, Mariand Joseph!" / Doch hilft kein Beten und kein Schrein.
  7. Das Mühlermädl hats gesehen, / sie ist kaum 4 oder 5 Jahr. / Der Mörder hat ihrn Hals ab'gschnitten, / hats drosselt, bis sie ganz tot war.
  8. Der Mörder Schötl raubt alsdanne / acht Taler, Kreuzer, Geld so viel. / Er raubt das Pferd und Schuh und Kleidung. / Nach Partenkirchen war sein Ziel.
  9. Das Mühlner-Pferd hat ihn verraten, / ein Bauer hat es bald erkannt. / Der Schötl peinlich wird gerichtet, / aufhorcht das ganze Bayernland.
  10. Zum Rad ist Schötl jetzt verurteilt / für seine grausam schlimme Tat. / Mit seinem Tod muß er bezahlen, / was Frevel er begangen hat.
  11. Wer hat das Liedlein denn gedichtet, / wer hat das Liedlein denn gemacht? / Es warn zwei arme Wandersgsellen, / die an die Opfer haben gedacht.

Der brutale Raubmord vom 25.1.1772 in der Reindl-Mühle in Mittenwald fand in ganz Bayern Beachtung. Der Täter Georg Schötl wurde am 18.3. vom Land- und Pfleggericht Garmisch zum Tod durch das Rad verurteilt und am 20.3.1772 hingerichtet. Geboren in Bogenhausen/München war Schötl nach 3-jähriger Lehrzeit im November 1771 auf der Reindl-Mühle eingestanden und bis Heilig-Drei-König 1772 geblieben. Vorher war er kurzzeitig in München, Freising, Aibling, Helfendorf und Wackersberg bei Tölz tätig. Bei seiner heimlichen Rückkehr am Tag "Pauli Bekehrung" kam es zum Streit mit der Müllerin und zu den beiden Morden. Gestaltung des Liedes nach den Akten, EBES 2002.