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Text zu: Die deutschen Saufbrüder

  1. Ach, liebe Leutchen, höret die Geschichte, / von den alten Deutschen ich berichte. / Die wohnten fein, / ja dort am Rhein, / und tranken Bier / und auch den guten Wein.
  2. Die Alten werden - heute übertroffen, / denn heut wird viel mehr - noch gesoffen / in deutschen Gauen / drum woll'n wir schauen / wer vom deutschen Stamm / am meisten saufen kann.
  3. Ja die ganz ob'n - an der See, / die trinken Rum - mit etwas Tee. / Schaust die nur an, / erkennst daran, / daß die dem Trinken nach / noch gute Deutsche san.
  4. Doch viel schlimmer - sind die in Schlesien, / die sind arg - im Saufen stets gewesien. / Es ist bekannt / im deutschen Land / die Tat, daß einer / den Teifl untern Tisch gesoffen hat. / Das war a Tat!
  5. Auch der Sachse - läßt sich nicht lumpen. / August der Starke - soff sechs Humpen. / Das war kein Tee / oder Blümchenkaffee, / ach Leutchen, nein, / der Sachse sauft auch Wein.
  6. Von den Rheinländern - wolln wir schweigen, / fürchterlich - ist, was die treiben. / Der Zwerg Perkeo, / des woaß a jed's scho, / hat, ohne Spaß, / ausgsoffn 's Heidelberger Faß. / Des war naß!
  7. Thüringer und Hessen - und auch die Schwaben / tun sich am Bier - und Wein erlaben, / fülln sich den Bauch / nach altem Brauch. / Für de wars besser bald, / sie saufatn mitn Schlauch.
  8. (Die ersten 4 Zeilen "berlinerisch":) Der Berliner - der packt die Schose / mit Schnaps und Bier - und mit der Gose (?): / Immer feste genießen, / hinter die Binde gießen - / Das ist sein Sport / und trinkt unser bayrisches Export. / Is's scho fort!
  9. Nur der Bayer - lebt in Maßen, / ja, die Wahrheit - wollt ihr nicht fassen, / tut 's Trinken meiden, / lebt ganz bescheiden. / Drum glaubt es schon: / Bayern ist - die nüchternste Nation. / Glaubt es schon!
  10. Unsere Brüder - wandern in die Berge. / Im Saufen sind wir - gegen sie nur Zwerge. / Und fahrn sie z'Haus, / des is a Graus, / dann richtens uns / als die ärgsten Säufer aus. / Des is a Graus!

So sang der Kiem Pauli dieses Lied in geselliger Runde und gestaltete jede Strophe in seiner dramatischen Singart aus. Es ist in drei verschiedenen Versionen erhalten, wir haben uns an die Transkription einer Tonbandaufnahme aus den frühen Fünfziger Jahren gehalten. Der Gedankenstrich (-) in den ersten beiden Textzeilen jeder Strophe bedeutet ein kurzes Innehalten. Es wird je nach Text mit langem oder kurzem Auftakt weitergesungen. Die Strophen 4, 6, 8, 9 und 10 haben ein Anhängsel in der bei Strophe 4 angegebenen Art. Kiem Pauli versuchte auch den Dialekt der angesprochenen deutschen Stämme nachzuahmen, was ihm bei Berlin (8. Strophe) vortrefflich gelang. Diese Textfassung des Liedes beinhaltet einige unverständliche und vom Reim geprägte Textveränderungen. Der "Zwerg Perkeo" (Perkeo Clemens, aus Tirol gebürtiger Zwerg) war um 1720 Hofnarr des Kurfürsten Karl III. Philipp von der Pfalz (vgl. die Geschichte vom "Heidelberger Faß").