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Text zu: Die Hochzeitsnacht

  1. Am Morgen als die Hochzeit war, / wie war die Braut so prächtig, / so zart, so schön, so rein ihr Haar, / ihr Busen ach so mächtig, / und ihre Wadeln kugelrund, / voll Perlenzähn, ihr süßer Mund. / O Mägdelein, o Mägdelein, / du tust mir sehr gefallen.
  2. Doch, ach, als sie zu Bette ging, / tat sie ab ihr Haar, so nette. / Der schöne Zopf am Tische lag, / ein Plattkopf ging zu Bette. / Ihr Kopf sah wirklich, welch ein Graus, / wie ein gerupfter Pinscher aus. / O Röslein schön, o Röslein schön, / o hätt' ich niemals dich geseh'n.
  3. Die Strümpfe zog sie aus sodann, / ich schaute nach den Waden: / Da hingen Gummilappen dran, / befestigt nur mit Faden. / Ihre Füß sah'n wirklich, welch ein Graus, / wie die von einem Geißbock aus. / O schöne Stadt Venedig, / ach wär ich wieder ledig.
  4. Ich wollte mich am Busen lab'n, / der mir stets sehr gefallen. / Doch plötzlich tat sie ihn heraus, / es warn zwei Gummiballen. / Ihre Brust sah wirklich, welch ein Graus, / wie die vom dürrsten Schneider aus. / O Röslein schön, o Röslein schön, / o hätt' ich niemals dich geseh'n.
  5. Nun tat sie aus dem Munderl (he)raus, / gleich zwanzig falsche Zähne. / Ich hielt es länger nicht mehr aus / und weinte bittre Träne(n). / Ihr Mund sah wirklich, welch ein Graus, / wie a leere Zigarrnschachtel aus. / O du liaba Gott, wenns so weitergeht, / bleibt mir als Braut (nur) noch ein Skelett.
  6. Du Mann, (der) du dich verheiraten willst, / sei fester Überzeugung, / ob ganz die Braut natürlich ist, / sonst gibt es bald Bereuung. / Du brauchst dich deshalb nicht geniern, / wenn du tuast d'Madln gnau fixiern. / Denn heutzutags ist die Damenwelt / ganz täuschend scheinbar hergestellt.

Josef Bauer, der "Kraudn Sepp" von Gaißach, trug dieses Couplet von den Enttäuschungen einer Hochzeitsnacht immer wieder gerne in geselligem Kreis vor. Dabei begleitete er sich selbst auf der Zither. Von diesem Couplet gibt es mehrere Varianten, der Kraudn Sepp selbst hat es gelegentlich auch ein wenig anders gesungen. Wir haben uns an eine Tonfassung vor Mitte der Sechziger Jahre gehalten.