Navigation überspringen.
Startseite

Text zu: Das Vogelnest

  1. Am Sonntag, i woaß no wia heut, / da hat mi's Spazierngeh gfreut, / und weil mir halt nix a so gfallt, / drum geh i glei aussi in Wald, / drum geh i glei aussi in Wald.
  2. Auf oamal, i geh no net lang, / da hör i a wunderschöns Gsang. / Aha, denk i mir und bleib steh, / wer singt denn da gar a so sche?
  3. Wia i nachat schau, was is gwest, / am Baum ober mir a kloans Nest, / und da war mit fröhlichem Sinn / a Zeiserl-Familie drin.
  4. Scho lang wollt i so was gern sehgn, / und wiar i wohl bin kreuzverwegn, / wirf i mein Janker ins Moos, / und scho geht die Kraxlerei los.
  5. Ja naufkemma bin i fei scho, / voller Löcher war hint mei Plafond, / überall hab i Schiefer drin gspürt, / aber sonst is ma gar nix passiert.
  6. Jetzt war i scho ganz in da Näh, / da tauch i schö langsam in d'Höh, / da hat mi Frau Zeiserl dalurt, / und - bums - war de Bande scho furt.
  7. Da denk i ma, was tua i da / aufn Bam drobn so ganz alloa, / koa Bier und koan gar nix gibts da, / na rutsch ma in Gotts Nam wieder no.
  8. Auf oamal, da hör i was gehn, / mei Herz bleibt an Augenblick steh, / i tua mi a weni verfahrn, / o Jessas, jetzt kommt da Schandarm.
  9. Mei Angst aber war umasunst, / von an Schandarm ja gar koa Dunst. / Des war bloß a Er und a Sie, / die hocka si hi unter mi.
  10. Jetzt sitzns recht gmüatli beinand, / erzähln dabei allerhand. / Er sagt: "Ja, i hab di recht gern, / aber wer soll unsre Kinder ernährn?"
  11. "Geh", sagt sie, "du bist doch a Christ, / daß du denn auf sowas vergißt, / die Kinder, de sind scho geborn, / da laß ma den Herrn da drobn sorgn".
  12. "Es Bande", schrei i was i ko, / "für was schaugts mi es eignli o? / I soll eure Kinder ernährn, / na, warts da, i zeig euch den Herrn!"
  13. Die beid'n warn von Schrecken ganz stumm, / habn glaubt, daß der Herrgott selm kummt, / san grennt über Stock, über Strauch, / und i hab mir ghaltn mein Bauch.

So singt der Bäckermeister Anton Göbel mit 95 Jahren das Lied vom Waldspaziergang in Neuburg (1993). Das Lied ist in ganz Oberbayern in vielen Varianten bekannt und geht auf das Wiener Couplet vom "Gallitzinberg" zurück. In geselliger Runde wird immer die letzte Zeile wiederholt.