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Text zu: XVIII. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten - Die Lorelei

  1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, / dass ich so traurig bin; / ein Märchen aus uralten Zeiten, / das kommt mir nicht aus dem Sinn. / Die Luft ist kühl und es dunkelt, / und ruhig fließet der Rhein; / der Gipfel des Berges funkelt / im Abendsonnenschein.
  2. Die schönste Jungfrau sitzet / dort oben wunderbar, / ihr goldnes Geschmeide blitzet, / sie kämmt ihr goldenes Haar. / Sie kämmt es mit goldenem Kamme / und singt ein Lied dabei; / das hat eine wundersame, / gewaltige Melodei.
  3. Den Schiffer im kleinen Schiffe / ergreift es mit wildem Weh; / er schaut nicht die Felsenriffe, / er schaut nur hinauf in die Höh'. / Ich glaube, die Wellen verschlingen / am Ende Schiffer und Kahn; / und das hat mit ihrem Singen / die Lorelei getan.

T: Heinrich Heine (Düsseldorf 1797-1856), 1823. M: Friedrich Silcher (1789-1860), 1838 Tübingen.