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Text zu: "Da Schimmestoa" - Sage von Haag

Sage: Da, wo die Wasser des Nasenbaches mit dem Inn sich vereinen (zwischen Lengmoos und Gars), auf einer Kuppe des Steilufers, stand einst eine Burg mit dem stolzen Namen: Königswart (siehe auch Lied Nr. 12).
Auf dieser Burg lebte ein Raubritter, der die Bauern auf dem Felde überfiel und ausraubte und "die auf dem Inn herabschwimmenden Schiffe mit einer Sperrkette aufhielt und ausplünderte".
Dies veranlasste Kaiserin Agnes einen Aufruf zu erlassen, wobei dem Bezwinger dieses Raubritters so viel Land versprochen wurde, "wie er an einem Tag mit dem besten Roß aus dem kaiserlichen Marstall umreiten könnte".
Kuno Maier aus Altdorf (Ortsteil von Haag) gelang es, "des Raubritters habhaft zu werden". Auf seinem Ritt brach am Schimmelberg (zwischen Maitenbeth und Hohenlinden an der B 12 - ein Gedenkstein erinnert heute an die Stelle) der abgehetzte Schimmel zusammen.
Kuno brachte sein Tier mit den Worten: "Was? Hältst du schon, Gurre?" wieder auf die Beine und konnte seine Runde vollenden.
Das umrittene Land bildete schließlich die Grafschaft Haag, sein erster Herrscher (Kuno Maier) nannte sich Edler von Gurren.
Historischer Hintergrund: Um 1050/60 taucht in den Geschichtsbüchern am Inn ein Bösewicht aus dem Geschlecht der Andechser auf mit Namen Friedrich Rocke. Es gibt auch Hinweise auf Raubritter und Sperrkette.
Die Gurren als Nachfahren von Kuno Maier treten in Kirchdorf auf und besitzen die Grafschaft Haag.
In einer Kaiserurkunde vom 26.10.1058 übergibt Kaiserin Agnes "einem getreuen Kuno" ein Stück Land als Geschenk.
(Hans Kürzeder nach: A. Trautner, Tausend Jahre Haager Geschichte und R. Münch, Die Reichsgrafschaft Haag)

  1. Von alte Zeiten hab i g'hört a G'schicht, / de si im Haager Land verricht, / ja und was sich damals hat zuatragn, / des kennt ma nur vom weitersagn. / Am Inn a Burg is g'legn, / wo da Königswarter g'wen, / mit seine Räubersg'selln, / tua er alls zammastehln. / Koa oanziga Fuhrweg is sicher im Land, / mei, is des ned a rechte Schand.
  2. De Kaiserin Agnes war zu dera Zeit, / auf ihra Durchreis ned recht weit, / de Kauffahrer habn de schwere Klag erhob'n, / der Kaiserin habns eahna Sorg vortragn. / De Kaiserin Agnes sagt: / "Wer mir den Diab daschlagt, / dem schenk i sovui Grund, / wia er umreitn kunnt / vom Sonnaaufgang bis dass untageht, / mei best's Ross kriagt a a no g'stellt."
  3. Da hat a Bauer den Muat aufbracht, / und hat se auf'n Weg g'macht, / von Altdorf bei Haag, da war er dahoam, / und Maier Kuno is er g'ruafa wordn. / Mit ana List vermocht a / den Strauchdiab aussaz'locka, / er hatn glei daschlagn, / seine Knecht san schnell davo. / Da hat da Kuno d'holzern Burg o'zundn, / koan Balkn hat ma auf an andan g'fundn.
  4. Bald drauf hat er sich aus'n kaiserlichen Stall / an groußmächtign Schimme aussag'holt. / Bei da erstn Sunna is er auf'n Ross drobng'sitzt / und is davo als wia vom Deife g'hetzt. / Doch bei da Mittagshitzn / war's Ross scho zammagrittn, / es is aufn Bodn hig'sunka, / auf d'Höh is nimma kumma. / Da hat da Reiter den sein' Spruch to: / "Mei, Gurre, halts scho, haltst scho o?!"
  5. De Kaiserin hat dem Kuno des Land g'schenkt, / und als Dank hat er sich "Edler von Gurre" gnennt. / So is de freie Grafschaft Haag entstandn / und hat se über vui Jahrhunderte erhaltn. / Im Haager Forst alloa / find ma an Schimmestoa, / da konn ma heut no sehgn, / wo de sell Stell is g'wen, / wo da Schimme nimma weiter kinna hat, / ja meine liabn Leut, des is de Sag von Haag.

Qu: Der Münchner Uhrmachermeister Karl Müller schrieb dieses Lied (Mel. mit trad. Motiven) für einen Volksmusikabend anlässlich der Jubiläumswochen "750 Jahre Grafschaft Haag". Es wurde am 24. Juli 1995 im Haager Bürgersaal uraufgeführt. TA: Karl Müller mit eigener Drehleierbegleitung, Februar 2001 in München, W. Brandlhuber für das VMA. (Textfassung der Tonaufnahme durch EB nach Karl Müller.)