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Text zu: In einem kühlen Grunde - "Das zerbrochene Ringlein"

  1. In einem kühlen Grunde, / da geht ein Mühlenrad; / |: mein Liebchen ist verschwunden, / das dort gewohnet hat. :|
  2. Sie hat mir Treu' versprochen, / gab mir ein'n Ring dabei; / |: sie hat die Treu' gebrochen, / das Ringlein sprang entzwei. :|
  3. Ich möcht' als Spielmann reisen / weit in die Welt hinaus, / |: und singen meine Weisen, / und geh'n von Haus zu Haus. :|
  4. Ich möcht als Reiter fliegen / wohl in die blut'ge Schlacht, / |: um stille Feuer liegen / im Feld bei dunkler Nacht. :|
  5. Hör ich das Mühlrad gehen: / ich weiß nicht, was ich will - / |: ich möcht' am liebsten sterben, / da wär's auf einmal still. :|

Text: Gedicht "Das zerbrochene Ringlein" von Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857), Oberschlesien, 1809 (Pseudonym "Florens"), veröffentlicht in “Deutscher Dichterwald” von Justinus Kerner, Tübingen 1813; in Eichendorffs Roman “Ahnung und Gegenwart”, Nürnberg 1815 (von einem Mädchen gesungen); ebenfalls in Eichendorffs Novelle “Aus dem Leben eines Taugenichts”, Berlin 1826. Justinus Kerner (1786-1862), dem das erste Manuskript zugeschickt worden war, erzählte, dass das Blatt aus dem offenen Fenster entflatterte und nicht mehr gefunden wurde, bis am nächsten Tag ein Tiroler Wanderhändler mit Maultrommeln und Ringen vorbeikam, der das "fliegende Blatt" gefunden und als Einwickelpapier verwendet hatte. Eichendorff soll bei der Dichtung an eine vergessene Geliebte, Käthchen aus Rohrbach bei Heidelberg, gedacht haben. - Melodie: In verschiedenen ("nord"- und "süd"-deutschen) Fassungen "vom Volk" zurechtgesungen nach der Melodie von Friedrich Glück (1793 Oberensingen/Baden-Württemberg - 1841 als Pfarrer in Schorndorf), der sie als Student 1814 in Tübingen "componirt" hatte.
Sehr häufig in Gebrauchsliederbüchern seit 1833. Franz Magnus Böhme (1827-1898) weist in seiner Sammlung "Volksthümliche Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert" (Leipzig 1895) besonders auf das "Zurechtsingen im Volk" in "norddeutscher" und "süddeutscher Lesart" hin. Für die Fixierung und Verbreitung der "Volksmelodie" scheint Ludwig Erk (1817-1883) in seinen Schulliederausgaben gesorgt zu haben. Für die Männerchöre war der 4-stimmige Satz von Universitätsmusikdirektor Friedrich Silcher (Schorndorf 1789-1860 Tübingen) richtungsweisend. Über Silchers Bearbeitung schreibt Josef Pommer (1845-1918) in der Zeitschrift "Das deutsche Volkslied" (Wien 1901):"Das ist kein Volkslied, auch kein Edelvolkslied, sondern nur ins Volk eingedrungen, von ihm aufgenommen, ein sogenanntes volkstümliches Lied".

Heft: S. 3. TA: am 27.10.2007 (I - Vormittag) im VMA mit Harfenbegleitung (Hans Auer, Hammerau).