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Text zu: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten - Die Lorelei

  1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, / dass ich so traurig bin; / ein Märchen aus uralten Zeiten, / das kommt mir nicht aus dem Sinn. / Die Luft ist kühl und es dunkelt, / und ruhig fließet der Rhein; / der Gipfel des Berges funkelt / im Abendsonnenschein.
  2. Die schönste Jungfrau sitzet / dort oben wunderbar, / ihr goldnes Geschmeide blitzet, / sie kämmt ihr goldenes Haar. / Sie kämmt es mit goldenem Kamme / und singt ein Lied dabei; / das hat eine wundersame, / gewaltige Melodei.
  3. Den Schiffer im kleinen Schiffe / ergreift es mit wildem Weh; / er schaut nicht die Felsenriffe, / er schaut nur hinauf in die Höh'. / Ich glaube, die Wellen verschlingen / am Ende Schiffer und Kahn; / und das hat mit ihrem Singen / die Lorelei getan.

Text: Gedicht von Heinrich Heine (Düsseldorf 1797-1856), 1823 für seine "Reisebilder" (gedruckt in Hamburg 1826) unter der Rubrik "Heimkehr, 1823-1824", später auch in "Buch der Lieder" (Hamburg 1827). Als Sagenfigur ist die Lorelei eine Schöpfung des Romantikers Clemens Brentano (1788-1842), der 1799 in Jena die Ballade "Lore Lay - die Zauberin" dichtet (vgl. 1801 "Rheinmärchen"). Der Name war bereits vorher mit dem Rheinfelsen verbunden, bei dem z.B. der sagenhafte Nibelungenschatz verborgen worden sein soll. Der Romantiker Graf Loeben (1786-1825) macht daraus 1821 eine "lyrische Warnung" an die Heine anknüpft. - Melodie: Friedrich Silcher (1789-1860), 1838 Tübingen.
Sehr häufig gedruckt seit 1833. Auch Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857) dichtete 1815 eine Romanze über die "Hexe Lorelei" - der Stoff wurde aber erst mit Heines Gedicht und Silchers Melodie populär. Franz Magnus Böhme (1827-1898) stellt 1895 fest: "Das überaus beliebte Lied wird nicht vergessen, so lange noch die grünen Fluthen des königlichen Rheinstromes den sagenreichen Felsen der Lurley umrauschen. Alt und Jung kennt das Lied und singen es die Deutschen bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit, nicht nur auf der Rheinfahrt, sondern überall wo fröhliche Gesellschaft beisammen sitzt."

Heft: S. 4. TA: am 27.10.2007 (I - Vormittag) im VMA mit Gitarrenbegleitung (Eva Bruckner).