Navigation überspringen.
Startseite

Text zu: Ännchen von Tharau

  1. Ännchen von Tharau ist's, die mir gefällt; / sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld. / Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz / auf mich gerichtet in Lieb' und in Schmerz. / Ännchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, / du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!
  2. Käm' alles Wetter gleich auf uns zu schlahn, / wir sind gesinnt, beieinander zu stahn. / Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein / soll unsrer Liebe Verknotigung sein. / Ännchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, / du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!
  3. Recht als ein Palmenbaum über sich steigt, / hat ihn erst Regen und Sturmwind gebeugt, / so wird die Lieb' in uns mächtig und groß / nach manchen Leiden und traurigem Los. / Ännchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, / du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!
  4. Würdest du gleich einmal von mir getrennt, / lebtest da, wo man die Sonne kaum kennt: / Ich will dir folgen durch Wälder und Meer, / Eisen und Kerker und feindliches Heer. / Ännchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn', / mein Leben schließ' ich um deines herum.

Text: Das Hochzeitsgedicht mit 17 (teils überlieferten?) Zweizeilern von Simon Dach (1605-1659), Königsberg 1637 (gedruckt 1642?) hat Johann Gottfried Herder (1744-1803) ins Hochdeutsche übertragen und 1778 in seinen "Volksliedern" veröffentlicht. Die Heidelberger Romantiker Achim von Arnim (1781-1831) und Clemens Brentano (1788-1842) haben es völlig umgearbeitet in "Des Knaben Wunderhorn" (Bd. 1, 1806) übernommen. - Melodie: Neue Melodie "für Männerstimme" mit Textänderungen und Vereinfachungen um 1825 vom Tübinger Universitätsmusikdirektor Friedrich Silcher (1789-1860).

Heft: S. 5. TA: am 27.10.2007 (I - Vormittag) im VMA mit Harfenbegleitung (Hans Auer).