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Text zu: Sah ein Knab' ein Röslein stehn - Das Heidenröslein

  1. Sah ein Knab' ein Röslein stehn, / Röslein auf der Heiden, / war so jung und morgenschön, / lief er schnell, es nah zu sehn, / sah's mit vielen Freuden, / Röslein, Röslein, Röslein rot, / Röslein auf der Heiden.
  2. Knabe sprach: Ich breche dich, / Röslein auf der Heiden! / Röslein sprach: Ich steche dich, / dass du ewig denkst an mich, / und ich will's nicht leiden. / Röslein, Röslein, Röslein rot, / Röslein auf der Heiden.
  3. Und der wilde Knabe brach / 's Röslein auf der Heiden; / Röslein wehrte sich und stach, / half ihm doch kein Weh und Ach, / musst es eben leiden. / Röslein, Röslein, Röslein rot, / Röslein auf der Heiden.

Text: Dieses Lied ist im Volk der Inbegriff eines sogenannten "Deutschen Volksliedes". Der Text ist ein - auf alten Motiven basierendes - Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) in seiner Straßburger Zeit, als er in Sessenheim/Elsaß 1771 bei seiner Freundin Friederike Brion zukehrte. Johann Gottfried Herder (1744-1803), der Erfinder des Begriffes "Volkslied", veröffentlicht eine frühere Fassung von Goethes Gedicht 1773 in "Von deutscher Art und Kunst" (Briefwechsel über Ossian) und 1779 im 2. Band seiner "Volkslieder" - jeweils ist Goethe als Verfasser verschwiegen, aus welchem Grund auch immer. Herder verwendet 1779 bewusst die Anmerkung "aus dem Gedächtnis". Hier wird mit der Mystifizierung eines "Volksliedes" gearbeitet, wie es dann die Romantiker liebten. - Melodie: Ernst Schade (1986) zählte 86 bekannte Vertonungen, wohl beginnend 1793 mit Johann Friedrich Reichardt (1752-1814). Die bis heute populärste Melodie hat der Musiklehrer Heinrich Werner (Erfurt 1800-1833 Braunschweig) im Jahr 1823 unterlegt. Sie fand schon vor 1829 über Ludwig Erks (1817-1883) "Liederkranz" weite Verbreitung.
Wir haben das Lied bei unseren Feldforschungen zum Repertoire der Sängerinnen und Sänger in Oberbayern unzählige Male festgestellt: bei Bauern und Beamten, bei Sennerinnen und Fabrikarbeitern. In allen Schichten und in allen Gegenden Oberbayerns von Eichstätt bis Berchtesgaden, von Burghausen bis Steingaden ist dieses Lied gebräuchlich (gewesen). Die mittlere und ältere Generation singt es heute noch mit Inbrunst und auswendig - wohl eine Frucht des Singens in der Schulzeit. (ES)

Heft: S. 6. TA: am 29.7.2007 im VMA mit Gitarrenbegleitung (Eva Bruckner).