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Text zu: Mariechen saß weinend im Garten

  1. Mariechen saß weinend im Garten, im Grase lag schlummernd ihr Kind. / Mit ihren goldblonden Locken spielt säuselnd der Abendwind. / |: Sie war so müd und traurig, so einsam, geisterbleich. / Die dunklen Wolken zogen, und Wellen schlug der Teich. :|
  2. Ein Geier flog stolz durch die Lüfte, schon zog sich die Möwe einher, / schon weht der Wind durch die Blätter, schon fallen die Tropfen schwer. / |: Schwer von Mariechens Wangen eine heiße Träne rinnt, / sie schließt in ihre Arme ihr kleines verlassenes Kind. :|
  3. Dein Vater lebt lustig in Freuden, Gott lass es ihm wohl ergehn, / er denkt nicht mehr an uns beide, will dich und mich nicht sehn. / |: Drum wollen wir uns stürzen hinab in die tiefe See, / dort sind wir beide geborgen vor Kummer, Leid und Weh. :|
  4. Das Kind erhebt seine Augen, schaut freundlich sie an und lacht. / Die Mutter vor Freuden sie weinet, drückt's an ihr Herz mit Macht. / |: Nein, nein, wir wollen leben, wir beide, du und ich, / deinem Vater sei alles vergeben, so glücklich machst du mich. :|

Text: Eine der weitverbreiteten Moritaten des 19. Jahrhunderts, die bis heute in verschiedenen Formen bekannt ist. Der Text geht zurück auf ein Gedicht von Johann Christian Freiherr von Zedlitz (Schlesien 1790-1862 Wien) aus dem Jahr 1831, veröffentlicht in seinen "Gedichten" 1832 und 1859. Zahlreiche Belege aus mündlicher Überlieferung aus allen deutschsprachigen Liedlandschaften seit 1872 im DVA. Text gedruckt auch im "Deutschen Soldatenliederbuch" (1892). - Melodie: Tanzmelodie, Drehorgelweise, 1895 bei Böhme (Volksthümliche Lieder 1895, Nr. 486): "Mündl. aus Schwalbach (Kreis Wetzlar)". Unsere Fassung ist im geselligen Volksgesang in Oberbayern heute verbreitet (aufgezeichnet beim Postboten Fritz Huber, Ostermünchen, VMA 1974), regionale und persönliche Abweichungen sind üblich. Manchmal wird eine 5. Strophe gesungen, in der der Vater als braver Matrose im Krieg stirbt und deshalb nicht kommen kann (1917 offenbar als politische Propaganda hinzugefügt). ES.

Heft: S. 23. TA: am 27.10.2007 (II - Nachmittag) im VMA mit Harfenbegleitung (Hans Auer).